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Tourenvorbereitung

Für die geplanten mehrtägigen Touren in diesem Jahr habe ich länger und intensiver über das Thema »Gepäckträger« nachgedacht. Natürlich ist so ein Träger zuallererst ein ästhetisches Problem – ausgehend vom minimalistischen Rennrad-Design ohne Schnickschnack schmälert jedes Anbauteil die ursprüngliche optische Erscheinung. Andererseits: Sich kreuzlahm fahren, nur um cool auszusehen, ist bei weitem blöder, als ein Gepäckträger je aussehen könnte.

Mit meinem Deuter Transalpine 30 Liter-Rucksack war ich auf dem Mountainbike eigentlich immer entspannt mehrere Tage unterwegs – auf dem Rennrad, bei anderer Sitzhaltung, wird da jedoch schnell eine Qual draus. Der kleine, billige 7+2 Liter-Rucksack von Decathlon, den ich immer bei meinen Tagestouren für die Wechselwäsche verwende, drückt bei weitem nicht so aufs Kreuz – ist für mehrtägige Touren aber zu klein. Schließlich will ich nicht nur Radklamotten zum Wechseln dabei haben, sondern zumindest eine einfache »zivile« Garnitur, also normale Hose, T-Shirt, evtl. Jacke und Schuhe.

Nachdem ich mir bei einigen Freunden die Träger angeschaut habe, und nach Rücksprache mit dem Radhändler meines Vertrauens, deutete zuerst alles auf einen Tubus-Träger hin, den ich nach Belieben mit großen Taschen versehen könnte. Allerdings wäre dann schon der erste 100er nur für den Gepäckträger fällig – der natürlich jeden Cent wert ist, mir aber für meine Bedürfnisse dann doch überdimensioniert vorkam: Für die mehrwöchige Tour fehlen mir derzeit die zeitlichen Ressourcen, für 3–4 Tage muss ich keine 20–30 kg Gepäck mitnehmen. Es soll leicht bleiben …

… und so geriet, über den Umweg reiner Sattelstützen-Gepäckträger (von denen mir allerdings doch die meisten abrieten), schließlich der Topeak Roadie Rack in mein Blickfeld: Ein leichter, eher unauffälliger System-Gepäckträger, der sich dann mit der entsprechenden Tasche – Topeak RX TrunkBag DXP – kombinieren ließe. Nun sieht die Tasche wirklich sehr kompakt aus, ihr Fassungsvermögen ist mit gut 7 Litern angegeben, und auch ich war zuerst eher negativ überrascht, wie klein die Tasche in Wirklichkeit ist. Diese Überraschung verkehrte sich allerdings ins Positive, nachdem ich die Seitentaschen ausgeklappt und probeweise beladen hatte. Denn das eigentliche Fassungsvermögen steckt nicht in der schmalen Haupttasche, sondern den herausklappbaren Seitentaschen. Genial: Die Seitentaschen lassen sich mittels einstellbaren Gummizügen am Träger fixieren und bilden so zusammen mit diesem eine stabile Einheit, ohne weitere Basteleien wird ein kompakter Stauraum daraus. Zusammen mit dem Regenschutz wechselt das Trio – Gepäckträger, Tasche, Regenschutz – für ca. 125 Euro den Besitzer. Gestern habe ich den Träger montiert und die Tasche probeweise beladen, aber momentan ist das Wetter hier ein wenig unbeständig – eigentlich eine gute Gelegenheit, auch den Regenschutz gleich zu testen, aber irgendwie habe ich da momentan noch gar keine richtige Lust drauf … 😉

Die Tasche – sieht wirklich lächerlich klein aus, und man braucht etwas Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass …

Die Tasche – sieht wirklich lächerlich klein aus (Stichwort: Herrentäschchen), und man braucht etwas Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass …

… folgendes in den Seitentaschen (ohne Hauptfach) Platz findet: 1x Langarmtrikot, 2x Kurzarmtrikot, 1x Windjacke, 1x BIB-Hose, 1x baumwoll-T-Shirt, 1x Baumwollhose (kurz).

… folgendes in den Seitentaschen (ohne Hauptfach) Platz findet: 1x Langarmtrikot, 2x Kurzarmtrikot, 1x Windjacke, 1x Träger-Radhose, 1x Baumwoll-T-Shirt, 1x Baumwollhose (kurz).

Die vollgepackte Tasche (links) bringt übrigens gerade mal 2,5 kg auf die Waage – die Tragkraft des Gepäckträgers von 7 kg reicht locker für das kleine Gepäck (das wiedrum locker ein paar Tage reicht).  Der montierte Träger (Mitte) und ein Blick auf die Führungsschiene, in die die Tasche geschoben wird (rechts).

Die vollgepackte Tasche (links) bringt übrigens gerade mal 2,5 kg auf die Waage – die Tragkraft des Gepäckträgers von 7 kg reicht locker für das kleine Gepäck (das wiederum locker ein paar Tage reicht).
Der montierte Träger (Mitte) und ein Blick auf die Führungsschiene, in die die Tasche geschoben wird (rechts).

Und so sieht das Rad dann aus: Aus dem Zwergentäschchen ist ein kleiner Riese geworden, trotzdem wirkt das ganze noch einigermaßen leicht und sieht nicht nach Überladen aus …

Und so sieht das Rad dann aus: Aus dem Zwergentäschchen ist ein kleiner Riese geworden, trotzdem wirkt das ganze noch einigermaßen leicht und sieht nicht nach Schwertransport aus …

Natürlich muss das abschließende Urteil warten, bis die erste Testfahrt und die erste mehrtägige Tour absolviert wurden. Aber rein gefühlsmäßig glaube ich jetzt schon, für meine Pläne genau das richtige Paket aus Tasche und Träger gefunden zu haben. Und wenn Topeak irgendwann mal eine etwas größere Tasche* für das System herausbringt, dann dürfte die auch einwöchige Touren einigermaßen bequem ermöglichen.

*Es gibt noch die MTX-Produkte, mit Taschen bis 22 Liter, die auf dem gleichen Schienensystem basieren – ich weiss jedoch nicht, ob dort die gleiche Seitentaschen-Arretierung vorhanden ist …

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11 Gedanken zu “Tourenvorbereitung

  1. Daniel schreibt:

    Hab’s in einem weiteren deiner Einträge zur Tourenvorbereitung dann gefunden. Aber die Idee mit den Spanngurten ist auch nicht schlecht. Habe sehr gelacht; danke!

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    • Ich weiss ja nicht, was Du genau wissen willst – wann ich welche Art von Wäsche trage, oder wie ich meine Wäsche (Gepäck) insgesamt transportiere … das hier vorgestellte System, Roadie Rack-Träger und Taschen (RX bzw. MTX), verwende ich nun seit fast zwei Jahren und bin absolut zufrieden mit beiden Größen – solange es nicht regnet. Denn dann kommt das System an seine Grenzen, konstruktionsbedingt: Die Taschen sind nicht wasserdicht, es gibt aber für beide Taschen Wasserdichte Hauben. Einziges Problem: Wassereintritt im Bereich zwischen Seitentasche und Rad (Speichen), d.h. das Wasser läuft an der (weitgehend ungeschützten) Innenseite der Taschen nach unten und sammelt sich in der Haube wie in einer Wanne; entsprechend nass wird es dann in den eigentlichen Taschen, die bei starkem Regen schon mal 2 cm tief im Wasser stehen. Und die Baumwolle in den Taschen macht dann den Rest und saugt sich schön voll …
      Als »Workaround« verwende ich seit meiner ersten Regenfahrt für die Klamotten im Inneren der Taschen Mülltüten, d.h. ich wickle den Tascheninhalt erst in 2–3 Mülltüten und fülle dann die Taschen mit diesen Paketen. Funktioniert ganz gut, Wäsche bleibt trocken, trotzdem ärgert mich das sich ansammelnde Wasser. Das gilt übrigens für beide Taschengrößen – für die hier vorgestellte RX (7 Liter) sowie für die große Tasche MTX (22 Liter), siehe Beitrag hier.
      Für diesen Sommer habe ich mir vorgenommen, die Regenhüllen unten zu lochen und zu ösen, so dass an der Tascheninnenseite evtl. eintretendes Wasser unten wieder ablaufen und sich nicht in der Hülle sammeln kann. Ausserdem hat mich ein Freund darauf hingewiesen, dass es für Wanderer wasserdichte Innenbeutel gibt, die sehr stabil sind – das wäre eine Option, um die Müllbeutel auszusortieren, die meistens nach 3–4 Be- und Entladungen die ersten Löcher bekommen und somit ihren Zweck nur noch bedingt erfüllen.

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      • Daniel schreibt:

        Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Um es aufzulösen: ich war angesichts deiner sonst so gründlichen Dokumentation einigermaßen geschockt, tatsächlich in dem Eintrag keine Unterwäsche zu finden. Für einen Moment hielt ich es tatsächlich für nicht auszuschließen, dass das keine „Doku-Lücke“, sondern miefige Realität sein könnte.
        Insbesondere ohne Schutzbleche (aber auch mit) halte ich die Taschen -bei allen unbestreitbaren Vorzügen! – für Schönwetterausrüstung. Das Regenhäubchen scheint da dann doch eher ein Gimmick zu sein. Ich wünsch dir ja, dass das mit dem Ösen hilft; wenn die Innenseite der Tasche ungeschützt daliegt, wird die ja von unten fast genauso nass (oder mehr?), wie von oben.
        Das mit den wasserdichten Packsäcken könnte Abhilfe schaffen. Gibt’s in tausend Varianten Wandern, Kanu etc. Die Herausforderung könnte sein, etwas zu finden, das es aushält über Stunden im Wasser zu stehen, ziemlich genau in die vorhandenen Fächer passt und am besten nichts wiegt. Manche von den Teilen haben auch Kompressionsfunktion, können also das Packgut auf weniger Raumbedarf reduzieren… Rennrad pur einerseits, leicht, aufgeräumt, unverbaut und Reiserenner andererseits bleibt halt eine Gratwanderung.
        Aber eigentlich ist es doch nicht wirklich zu verstehen, dass es keine leichten, haltbaren/variablen UND wasserdichten Taschen fürs Rad geben soll …
        Ich wünsch dir viel Erfolg bei der Umgestaltung des Equipment und viele schöne Touren, bei denen die Regenhäubchen nicht gebraucht werden.

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        • Ich denke, ALLE Systeme, bei denen die Taschen nicht von Haus aus wasserdicht sind (siehe Ortlieb-Taschen, die sind super, aber eben auch schwerer/größer), schwächeln bei Regen – aber bei Schönwetter sind die Topeak-Taschen einfach super …
          Naja, wenn ich irgendwann in naher Zukunft das Thema Randonneur konzentriert angehe, dann kommen da Ortlieb-Taschen ran, vorne und hinten, und gut ists.

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  2. andifranz82 schreibt:

    Hallo Jochen,

    Würdest Du den Träger aus heutiger Sicht noch viele empfehlen? Oder doch eher eine große Satteltasche wie an deinem Hook 1?

    Die Undichtigkeit der Tasche jetzt mal außen vor gelassen.

    Grüße aus dem Berchtesgadener Land
    (Von einem Neuschter)

    Andreas

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    • Hallo Andreas,
      a) die Taschen benötigen kein zusätzliches, verschraubtes Trägersystem = können spontan am Rad verwendet werden
      b) in den Topeak-Taschen stand teilweise das Wasser = läuft rein, aber nicht mehr raus = bei Sonne super, bei Regen, auch schon leichterem, überhaupt nicht … 😟

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  3. Hallo, ich suche eine Möglichkeit, einen kleinen Laptop zu transportieren. Siehst Du eine Chance, einen solchen in der Seitentasche unterzubringen?

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