Leider war in diesem Jahr der Wurm drin … und zwar der Regenwurm. Deshalb gab es gestern mein erstes »DNF« (Did not finish) im imaginären Pflichtenheft. Aber der Reihe nach: Die erste schlechte Nachricht kam schon am Freitag – die Absage von Markus W., der sich eine Sommergrippe eingefangen hat und nicht fit für die Tour ist. Also kramte ich in meinem E-Mail-Postfach und holte die Mail von Jo raus, in der sie Anfang der Woche mitgeteilt hatte, dass sie und Markus (beide: L.) die lange 205er Runde fahren, aber bereits um 7 Uhr vor Ort starten und deshalb schon früh um 5.30 Uhr nach Bad Neustadt fahren wollten. Nachdem die Zugverbindung von Würzburg nach Bad Neustadt so früh leider bescheiden ist, der Kangoo von Familie L. aber noch einen dritten Passagier samt Fahrrad aufgenommen hat, schloss ich mich den beiden an. Das hieß aber auch: 4.30 Uhr aufstehen, 5.30 Uhr Abfahrt in Würzburg. Nachdem durchwachsenes Wetter gemeldet war, packte ich ein paar Klamotten mehr ein – Windjacke, Regenjacke, extra Hose und Trikot, Socken und Unterhose, Handtuch und Duschgel. Und diesmal verstaute ich die empfindlicheren Baumwollklamotten zuerst in einer Plastiktüte, bevor ich sie in meine Tasche steckte. Ein kurzer Bericht in Bildern:

… also auspacken, anmelden, abfahren um 6.45 Uhr. Ich hatte vorsichtshalber mit Jo und Markus vereinbart, dass die beiden ihr eigenes Tempo fahren sollen und nicht auf mich warten – die haben doch etwas mehr Kraft in den Beinen (und deutlich weniger Kondensat in der Lunge) als ich. Aber bis Oehrberg sollte ich dranbleiben können …

Nach einer Abfahrt durch den Katzenbacher Wald Einfahrt in Oehrberg – fast ein Peloton, in dem die Starken (und die, die sich dafür halten) allerdings schon ordentlich reintreten. Die nächsten Kilometer von Oehrberg bis Platz sind das erste »Quäl-Extra«, das die 205er Tour von der 172er unterscheidet (neben den 30 zusätzlichen Streckenkilometern auch 900 (!) Höhenmeter extra).
Und: es regnet nun doch immer wieder mal mehr, mal weniger.

Eigentlich kein spannendes Foto, aber so schnell bin ich noch nie durch Waldfenster gerauscht – vorbei an meinem Elternhaus (links der Hof).

»Quäl-Extra« Nr. 2 – der Pass zwischen Gefäll und Oberbach, mitten in den Schwarzen Bergen. Schon vor Gefäll habe ich mir meine Rückennummer, die aufgeweicht und zerfetzt nur noch an einer Sicherheitsnadel hing, noch rasch nach vorne geholt und unter die Jacke gesteckt.
Beim langsamen Hochfahren mal wieder eine gute Gelegenheit, über eine mögliche andere Übersetzung (andere Kassette) an meinem Rad zu sinnieren. Gefühlt ist das eine 50:50-Angelegenheit – 5 km Anstieg, 5 km Abfahrt.

Aber erst muss noch der Anstieg bewältigt werden, und der zieht sich, gleichzeitig setzt richtig heftiger Regen ein …

… und zwar so heftig, dass erstmal ein Unterstand gesucht wird, dann kommen die Regenklamotten raus. Bei mir nur ein läppisches Plastikjäckchen, das aber bisher immer gute Dienste geleistet hat.

Entsprechend langsam fällt die Abfahrt aus – keine Belohnung, sondern fast noch schwieriger zu fahren als der Anstieg. Schade.

Von Wildflecken hoch zum Guckaspass (bzw. zur ehemaligen Panzerstraße davor – Abzweig nach Oberwildflecken). Seit Wildflecken fahre ich ohne Brille – der Regen spült mir das ganze Salz vom Schwitzen in die Augen, ich fahre fast blind. Und auch die Handschuhe sind salzig durch und durch – die Augen brennen höllisch. Was für ein Scheiß!

Markus verrät mir zumindest, dass es ihm nicht viel besser geht mit dem Salz – also abwarten, bis der Regen alles ausgewaschen hat.

Oben am Kreuzberg ist der zweite Kontrollpunkt des Tages. Zumindest fuhr ich heute das erste Mal hier nonstop hoch – zum Stehenbleiben und Schnaufen war das Wetter zu schlecht, also Augen zu, Lunge auf und durch!
Etliche Fahrer sind mit Regenklamotten ausgestattet, aber noch mehr haben keine dabei: Ich beobachte einen jungen Mann, der zitternd und bibbernd einen Müllsack zurechtmacht, um wenigstens ein klein wenig gegen Wasser und v.a. Wind geschützt zu sein.
Meine Güte, was machen wir hier eigentlich? Wir sind klatschnass, uns ist kalt, und die Suppe (heiße klare Brühe) aus dem Trinkbecher verstärkt eher das Gefühl, dass das heute nicht wirklich eine spassige Veranstaltung ist.

Abfahrt nach Bischofsheim, im strömenden Regen. Auch hier gilt: Eigentlich wäre es besser und ungefährlicher, hoch zu fahren statt runter. Mulmige Gefühle.

In Bischofsheim kurzer Stopp unter einem Vordach, Blick auf die Wetter-App – und Abbruch: Mindestens eine weitere Stunde Dauerregen, wenn wir nach Norden weiterfahren und der Streckenführung folgen. Also biegen wir nicht links ab am Ausgang von Bischofsheim, sondern bleiben rechts und fahren zurück nach Bad Neustadt.

Immer noch Regen, aber das beruhigende Gefühl, dass das nur noch eine Frage von wenigen Kilometern bei leichtem Gefälle ist.

12.15 Uhr, Ankunft in Brendlorenzen. Schlammschlacht am Sportplatz. Und die große Überraschung: Als ich meinen Regenschutz von der Tasche nehme, schwappt erstmal ein halber Liter Wasser raus, der sich irgendwo untentdrunter angesammelt haben muss. Tja, zum Glück sind die Klamotten in einer Plastiktüte – die allerdings ein Loch hat, wie ich jetzt erst feststelle bzw. beim Herausholen ahne, denn die Tüte ist heute plötzlich doppelt so schwer … Mist! Nur das T-Shirt ist weitgehend trocken, die Hose dagegen komplett mit Wasser vollgesogen. Egal, ich dusche, wegen des warmen Wassers – und ziehe dann die feuchte Radlerhose wieder an, das trockene T-Shirt drüber, Currywurst mit Pommes, ein schnelles Bier. Dann: ab nach Hause.

Tja, und dann habe ich nicht mal darangedacht, mein Stempelkärtchen vor dem Waschen aus der Jackentasche zu holen. Aber: so in etwa war die Tour heute, leider.
Naja, es war nicht alles schlecht … und es hat trotz Sauwetter Spass gemacht, mal wieder mit Jo und Markus zu fahren. Ausserdem habe ich die HD Ghost wieder in Betrieb genommen, mit einer neuen, schnelleren Speicherkarte – bis auf einen kleinen Aussetzer hat sie tadellos durchgeknipst, und die Wasserdichtigkeit war von Vorteil. Ausserdem habe ich mir eine neue Hose gegönnt, von Gore – der Preisunterschied zu den billigeren Decathlonhosen ist enorm, aber auch der Komfort-Unterschied. Dazu gabs auch erstmalig eine Creme für das Sitzpolster, die angenehm gekühlt hat. Und: Der Pass zwischen Gefäll und Oberbach geht mir nicht mehr aus dem Kopf – den muss ich noch mal bei schönerem Wetter fahren. Da mir auch alles nördlich von Bischofsheim durch die Lappen ging, muss ich vermutlich den Kuppenritt nochmal privat nachholen. Allerdings: am Kreuzberg waren nach 80 Streckenkilometern schon 1.750 Höhenmeter in meinen Beinen, und das haben mir die Oberschenkel gestern am Abend (und heute) sehr deutlich zurückgemeldet … what a feeling!
Statistik:
107,10 Tageskilometer
4:50:38 reine Fahrzeit
22,11 km/h Durchschnitt
63,02 km/h max.
73 UPM Durchschnitt
1.755 m Tageshöhe
Ja, trotzdem war es auf eigene Weise eine besondere Tour, wenn auch abgebrochen. Und es hat Spaß gemacht zusammen zu fahren. Wenn die Vibrationen des Zähneklapperns vor Kälte + Nässe sich nicht so penetrant auf den Lenker übertragen hätte, wären auch die Abfahrten sicherer gewesen, aber so war ich um jede Steigung dankbar. Am wohltuendsten war die heiße Dusche und anschließend eine große Portion Pommes mit Majo!
Ein kleines nagendes Gefühl bleibt aber wegen des Abbruchs und so wird es im nächsten Jahr einen neuen Versuch geben. Hoffentlich.
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Genau so sehe ich das auch, Jo! Nach dem Kuppenritt ist vor dem Kuppenritt … 😉
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