Nachdem der Rhöner Kuppenritt im strömenden Regen endete bzw. abgebrochen wurde, war am Samstag ein neuerlicher Rhönausflug fällig, wenn auch mit deutlich anderen Parametern:
- Diesmal mit Dirk, der endlich sein neues Rad bekommen hat und ganz heiß auf eine Ausfahrt war, die wir dann schon einige Tage vorher verabredet haben;
- mit einer neuen Kassette an meinem Hinterrad, statt der bisherigen 105er (11–27 Zähne) nun eine Ultegra (12–30 Zähne) samt neuem Ultegra-Schaltwerk (immer noch 10-fach – für 11-fach gäbe es ja mittlerweile die Traumkassette 11–32 Zähne, aber das hätte auch einen neuen Schalthebel erfordert, das war mir dann zu viel der Investition), was bedeutet: ich war auch ganz heiß darauf, die neue Kassette mit dem 30er »Bergritzel« zu testen;
- und schließlich mit dramatisch anderem Wetter: hatte ich 6 Tage zuvor noch Radfahrer am Kreuzberg völlig durchnässt mit den Zähnen klappern sehen, die sich verzweifelt in Müllsäcke einwickelten, um die Abfahrt nach Bischofsheim ohne Lungenentzündung zu überstehen, so war diesmal kein einziges Wölkchen gemeldet, dafür Temperaturen deutlich über 30°. Um die Kräfte nicht schon auf dem Weg in die Rhön aufzubrauchen, fuhren wir mit dem Bayernticket von Würzburg bis Mellrichstadt und starteten von dort.
Der Tourbericht in Bildern:

Die kleine Eisenbahnbrücke wird nur noch für die Museumsbahn zwischen Mellrichstadt und Fladungen benötigt.

So ganz gelungen ist die Beschilderung des Radfernweg Rhön-Sinntal nicht, aber wir fahren ja kein Rennen, weshalb ein bisschen Bummeln nicht so arg zu Buche schlägt. Am Ende stimmt die Richtung ja doch, und der Radweg ist entspannter zu fahren als die B285 …

… und macht mehr her: »An solchen Stellen vermisse ich das Mountain-Bike nicht mehr wirklich«, stelle ich fest, als wir einen Tümpel passieren, irgendwo in der Pampa zwischen Nordheim und Stetten.

Auf dem Weg nach Hausen, wo uns der Anstieg auf die Hochrhönstraße erwartet.

In Hausen gehts rechts um die Kurve zur Hochrhönstraße, aber auch der Weg geradeaus ist ein heißer Tip: Hier geht es zum Eisgraben hoch, einem Bach, der teilweise ordentlich schäumt, weil er so viel Moorwasser enthält. Dem Bachlauf kann man beidseitig gut folgen durch eine schöne Schlucht im Wald, mit pittoresken Holzbrücken zum Seitenwechsel. Dirk und ich sind hier schon mal mit den MTBs hoch, 2012 – aber fürs Rennrad ist das leider nichts.

… bin ich meistens noch auf dem vorletzten Ritzel (27 Zähne), das war bisher meine Bergübersetzung, die sind die Beine gewohnt.

Dirk kommt hinterher – wenn er erstmal ein paar Runden mit seinem Rad gefahren ist, steckt er mich wieder in die Tasche (wie bei der MTB-Tour vor 2 Jahren), aber derzeit genieße ich meinen Trainingsvorsprung am Berg.

Wir biegen nach rechts, zum Kiosk am Schwarzen Moor (welches sich hier hinter den Bäumen links ausdehnt).

Was für ein sensationeller Tag! Was für ein Licht! Hier oben könnte ich den ganzen Tag herumfahren …

… und fotografieren. Dirk kommt, und ich schwöre, bei aller Sympathie: Das Herz habe ich nicht hingemalt, um ihm zu zeigen, wo ich stehe – das war schon vorher da 😉

Und erst die Landschaft! Stundenlang könnte ich hier stehen und schauen, aber im Hintergrund ist das nächste Ziel heute schon gut zu sehen: Der Kreuzberg, mal wieder …

Wir wählen den letzten Abzweig vor der Abfahrt nach Bischofsheim und fahren links ab Richtung Ginolfs …

Nach Ginolfs, Weisbach liegt hinter dem Hügel – und davor wieder so ein faszinierender Schwung in der Straße.

Nun wirkt der Kreuzberg doch wieder etwas respekteinflößender als von oben gesehen: Da wollen wir hoch.

Kurze Verschnaufpause, ein netter Radler kommt dazu und erkundigt sich, ob alles ok sei. Dann wird noch 5 Minuten über den versauten Kuppenritt vom vorherigen Sonntag geplaudert – und seine heutige Tour (von Bad Neustadt über Frankenheim zur Wasserkuppe, dann über die Hochrhön hierher, anschließend Kreuzberg und wieder heim).

Lange nicht mehr von hier angefahren: Nach der Steigung am Arnsberg entlang kommt ein Sattel, teilweise mit Gefälle – und das ist der Unterschied zum Anstieg bei Hausen: Hier sind steilere Rampen zu fahren, zwischen denen noch mindestens 1 Kilometer Ebene bzw. Gefälle steckt. Und die letzten 2 Kilometer sind sowieso ein Brett, …

Hier mal der Vergleich, 6 Tage liegen zwischen dem 13. Juli (Kuppenritt, links) und unserer heutigen Tour – wettermäßig sieht es aus wie 6 Monate …

Bisher profitieren wir von der Höhe und der angenehm kühlen Luft, die die Tour erträglich gemacht hat. Aber es ist klar: Auf dem Rückweg durch das Sinntal wird es heiß werden, sehr heiß.
Etwas irritierend: Mir sackt mal kurz der Kreislauf weg (Blutleere im Kopf), und meine Oberschenkel krampfen, und zwar gewaltig – das hatte ich noch nie … also gibts heute freiwillig kein Klosterbier, sondern nur ein Heferadler und eine Flasche ISO-Plörre.

Beim Takt der Kamera – alle 10 Sekunden ein Foto – bleibt hier nicht viel Bildmaterial übrig, und wieder ist die Spitzengeschwindigkeit des Tages hier fällig, irgendwas über 70 km/h.

Dirk (sein Foto rechts) und ich haben derzeit deutlich unterschiedliche Vorlieben, was die Bildästhetik angeht.

An der Tankstelle gibts frisches, kaltes Mineralwasser – ich tue mir echt schwer, 40° warme, abgestandene Brühe hinunterzuschlucken …

… nur leider war es umsonst: In Bad Brückenau bekommen wir aufgrund der vorgerückten Stunde (schon 15 Uhr) und allgegenwärtiger Mittagspause »nur« noch Essen aus der Familie der Döner-Mahlzeiten, dieweil die Räder mit dem frischen kalten Wasser in der Sonne stehen. Zumindest die Temperatur der Trinkflaschen ist bei der Weiterfahrt wieder auf über 30° gestiegen: Mist!

Auch wenn es keine Rennpiste ist: Zwischen Bad Brückenau und dem Staatsbad bevorzuge ich die Fahrt durch die Kuranlagen (Radweg vorhanden) – besser als die finstere, enge Rumpelpiste ST2289 in diesem Abschnitt.

… der zwar zuerst grober Schotter ist (genau hier habe ich mir erst im Frühjahr einen Platten gefahren), …

… einfach wegfahren. Burgsinn (Tip: am Bahngelände weiterfahren, statt dem Radwegschild zu folgen – geht schneller und ist nicht rumpeliger als das Gegurke durch Burgsinn).

Hey, der Hund ist nass! Und mir fällt ein, dass ich bei der Fahrt mit Jo und Markus hier 2012 irgendwo die Füße ins Wasser gehalten habe. Ich finde die Stelle nicht mehr, aber …

… der aufgepumpte Traktorschlauch auf dem Dach signalisiert dann doch, dass hier irgendwo ein Zugang zur Sinn sein muss. Anhalten!

Fahrfehler: Ich sage »links« und denke rechts, fahre die Linkskurve mit dem linken Pedal unten und stürze fast – aber das laut knirschende Geräusch und der heftige Ruck wecken mich wieder auf, als ich mit dem Pedal am Boden hängenbleibe. Glück gehabt.

Das kleine Mädchen vor uns hat uns keinen Augenblick lang wahrgenommen und zuckelt gemütlich kreuz und quer umher.

»Fest im Nirgendwo«, meint Dirk – ich weiss aber, dass hier ein Angelverein ist, kurz vor Gemünden. Wir haben mächtig Tempo gemacht – was immer man bei der Hitze darunter verstehen will – um den Zug nach Würzburg um 18.26 Uhr zu erwischen. Trotzdem noch schnell an einer Tankstelle gehalten und 2 kalte Cola und zwei »Mr. Brown« eingesackt, dann aber …

Boah, fertig. Wir fahren nach Würzburg, trinken noch ein kühles Bier bei René am Bahnhof und trennen uns dann. Erschöpft. Das war definitiv zu heiß am Nachmittag. Aber es war eine Super Tour! Bei der nächsten Hitzewelle ist dann aber mal der Spessart dran, da hats mehr Bäume …
Statistik:
133,23 Tageskilometer
6:17:52 reine Fahrzeit
21,15 km/h Durchschnitt
72,33 km/h max.
70 UPM Durchschnitt
1459 m Tageshöhe
Wünsche mir viele weitere Touren … und die Zeit dazu!
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überlege gerade, ob ich euch bewundern oder bedauern soll. Dirk, du kurbelst tatsächlich 140 km bei 35°C im Langarmtrikot und -hose durch die….ach so „Hochrhön“….da ist es natürlich arschkalt
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Hey! Mir ging’s blendend!! 🙂
Mit ein bisschen mehr Training wären wir auch noch nach Hause gefahren, statt in Gemünden in den Zug zu steigen. (Aber die kalte Sinn war schon großartig!)
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Bescheid sagen das nächste mal bitte 😉
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Gerne – wie wäre es mit einer Spessartrunde? Liegt in der Mitte …
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