Ferienzeit: Nach ein paar Tagen Berlin – leider über 1.000 km mit dem Auto, aber vor Ort immerhin nur mit ÖPNV und einen Tag lang sogar mit Leihrädern (!) unterwegs – kamen wir doch etwas früher zurück … und die einwöchige Rennradabstinenz (letzte Runde am 31. Juli abends) machte sich sofort bemerkbar. Am Mittwoch Abend nach unserer Rückkehr habe ich gleich die Wetterprognosen analysiert und den Freitag (8. August) für eine Tagestour ausgewählt: Mindestens 200 Kilometer sollten es werden, also z. B. bis hoch zum Schwarzen Moor fahren, dann weiterschauen. Und ja: Natürlich war das bloß ein Trick, um eine Kreuzbergtour zu tarnen …
… die allerdings ein paar Extras verpasst bekam – der Bericht in Bildern:

7:57 Uhr | Pflicht und Kür: Die Innenstadt verlasse ich über den Bahnhof und den Tunnel in Richtung Stein, um wieder über die Steinburg zu fahren. Erster Anstieg am Morgen, aber die schönste Strecke, um Würzburg Richtung Norden zu verlassen.

8:24 Uhr | … und kaum bin ich aus dem Wald heraus (und vom Schotter auf Teer gewechselt), kommt mir schon die erste Radlergruppe entgegen. Freundliches Grüßen, der Tag wird gut werden!

9:01 Uhr | Ebenfalls mittlerweile verpönt: Die Abfahrt über die ST2294 nach Arnstein – stattdessen lieber die alte Straße durchs Tal, vollständig geteert und super zu fahren.

9:17 | Hinter Arnstein jedoch geht es wieder auf die ST2294, zuerst durch Büchold, wo das Kopfsteinpflaster für einen Hauch »Paris–Roubaix« sorgt …

9:45 Uhr | Nach der Abfahrt über die alte Straße vor Arnstein (Talweg) kommt nun die erste Cinemascope-Abfahrt von Lager Hammelburg hinab ins Tal.

9:55 Uhr | Hammelburg verlasse ich wieder in Richtung Diebach (ST2293), um auf den Thulbatal-Radweg zu wechseln.

10:20 Uhr | Diesmal verfranse ich mich nicht mehr im Wald, sondern wähle ab Thulba wieder die Straße.
10:30 Uhr | In Oberthulba biege ich ab Richtung Albertshausen – auf den Anstieg bei Hassenbach kann ich auch gut verzichten …
10:41 Uhr | … auch wenn die Piste zwischen Albertshausen und Poppenroth streckenweise wirklich übel zu fahren ist, voller Löcher und Flicken. Echt runtergeranzt …

10:50 Uhr | Aber mittlerweile weiss ich auch diesen Blick zu schätzen: Nach dem kleinen Hügel hinter Poppenroth macht das Panorama erstmals so richtig was her. Und ich, nach drei Stunden Fahrt, die erste kurze Pause.

10:51 | Und mit Panorama meine ich das hier: In der Mitte der Kreuzberg, im Tal vor mir Burkardroth mit seinen Ortsteilen Wollbach (rechts), Zahlbach (vorne) und Stangenroth (links) sowie Sandberg (hinten rechts) mit Ortsteil Langenleiten (hinten Mitte). Links vom Kreuzberg der Feuerberg, der nördlichste der »Schwarzen Berge« – und da will ich heute auch noch langfahren: Nämlich den Pass zwischen Totnansberg (839 m) und Feuerberg (832 m) auf der Verbindungsstraße von Gefäll nach Oberbach überqueren (wie schon beim verregneten Rhöner Kuppenritt vor ein paar Wochen, aber heute bei bestem Wetter).

11:24 Uhr | Am Ortsausgang von Stangenroth jedoch sehe ich einen Wegweiser zum Jugendzeltplatz am Totnansberg. Die Straße ist geteert – also ausprobieren: Auf der anderen Seite der Schwarzen Berge gibt es viele durchgängig geteerte Flurwege, die Platz, Platzer Kuppe, Berghaus Rhön, Geroda, Schildeck und Riedenberg verbinden. Es fährt sich auch echt schön … für ca. 5 Minuten, dann wechselt der Belag: Feiner Schotter – na dann eben so!

11:31 Uhr | Kein Zuckerschlecken: Mit dem Beginn des Waldes vergröbert sich der Schotter, und die Strecke zieht an, kontinuierlich: Steigung nonstop.

11:46 Uhr | Seit 15 Minuten nur bergauf, dazu meistens im Sitzen, weil sonst das Hinterrad nicht mehr greift – fast hätte ich den Leberbrunnen links übersehen …

12:00 | Nach weiteren 15 Minuten endlich raus aus dem Wald – und wieder Teer unter den Rädern. Diese Strecke braucht man mit dem Rennrad definitiv nicht zu fahren! Kein Spaß! 5,7 Km, davon die letzten 3 Km mit 9% Steigung im Mittel – auf Rumpelschotter.

12:03 | Ich schaue mir das Eiserne Kreuz an und mache mir meine Gedanken über den Wandel in der Symbolsprache …

12:20 Uhr | Hinter Oberbach wechsle ich auf die ST2289. Der Verkehr hier ist nicht jedermanns Sache, aber ich will jetzt doch langsam mal ein warmes Mittagessen – also Strecke machen ohne Experimente.

12:32 Uhr | Hinter Wildflecken wechsle ich – quer durchs Gras – auf den Radweg, der nun dem Straßenverlauf bis Oberwildflecken folgt, aber nicht so nervig ist mit den vielen Autos. Hier geht es auf der NES25 weiter bis zum Pass zwischen Arnsberg (843 m) und Kreuzberg (928 m).

12:57 Uhr | Immer wieder ist nach der 180°-Kehre am Pass und dem Wechsel auf die NES10, nach ca. 95 Streckenkilometern in den Beinen, der Anblick des Kreuzbergs einfach sagenhaft – auch wenn hier die härteste Rampe der (heutigen) Tour wartet: 1 Km vom Waldrand bis hoch, 10% Steigung im Mittel, das untere Drittel mit 13%. Aber auch heute wieder: Nonstop hoch, meine Beine wollen keine Standpause.

13:09 Uhr | Schon kommen mir Rennradfahrer entgegen, dieweil die Sonne sich hinter einer Wolke verkriecht, aber nur kurz: Oben Sonnenschein bei angenehmer Betreibsamkeit.

13:23 Uhr | Heute wieder der Klassiker, mit einem Schlag Bratensoße extra aufs Kraut, und endlich mal wieder eine ordentliche Halbe kühles, leckeres Kreuzbergbier. Aber nur eine! Ich habe noch mehr vor heute …

13:59 Uhr | Abfahrt vom Kreuzberg, wie immer mit mehr als 70 kmh. Im Blick jetzt der Arnsberg. Aber es geht nicht zurück nach Oberwildflecken (links ab) …

… sondern geradeaus und hinunter nach Bischofsheim. Hier bin ich vor knapp drei Wochen auch hoch, mit Dirk.

14:07 Uhr | In Bischofsheim steuere ich zuerst die Tankstelle an, eiskaltes Mineralwasser kommt frisch in beide Flaschen, dann durch Bischofsheim durch und nach links weg Richtung Bauersberg, auf die Hochrhönstraße.

14:20 Uhr | Anfangs sind meine Beine etwas schwer, aber sie gewöhnen sich schnell wieder ans Arbeiten. Nach der 500 m-Marke und einer 180°-Kehre vorbei am verödeteten Berggasthof Bauersberg.

14:42 | Ich höre ein vertrautes Rauschen neben mir, kurz vor 700 m – ein Pedelecfahrer zieht gemächlich kurbelnd an mir vorbei. Verfluchte Elektrik! Ich halte rechts an, Schnaufen und Trinken, da zieht gleich noch ein Rennrad vorbei. Verd…, hinterher, aber den packe ich nicht mehr. Die 800 m-Marke in Sichtweite – und damit das Ende der Steigung –, verliere ich ihn aus den Augen.

14:59 Uhr | Dafür gerät mit Verlassen des Waldes zuerst der Heidelstein (923 m) mit seinem Sendemast ins Blickfeld. Und ich ärgere mich innerlich über den blöden Berliner, der da die ganze Zeit mit laufendem Motor steht, damit seine Klimaanlage schön weiterwerkelt. Naturschutzgebiet, Du Pfeife!

15:05 Uhr | Immer noch leichte Steigung, aber ich beschleunige und schalte sukzessive in die hohen Gänge. Aber nicht zu schnell, denn die Farbenpracht ist immer wieder toll hier oben.

15:09 Uhr | Ein Rennradfahrer – war das der, der mich überholt hat?
15:16 Uhr | Vor mir erspähe ich eine Gruppe Radfahrer – wen ich in jedem Fall erkenne: den Pedelecfahrer (an seinem Hemd). Während er offensichtlich die ganze Zeit mit konstantem Tempo fährt, habe ich mich zwar am Bauersberg eher gemächlich hochgearbeitet, aber hier oben kann ich wieder Tempo machen. Zwei Minuten später habe ich ihn – samt seiner ebenfalls elektrifizierten Begeliterin UND dem Rennradfahrer! Na also: geht doch … 😉

15:19 Uhr | Abzweig nach Roth – den nehme ich nachher als Abfahrt, um meine Hochrhönstraßenfahrten um weitere Varianten anzureichern.

15:22 Uhr | Aber zuerst: Endspurt zum Schwarzen Moor, im Wald queren Baumpflanzer die Straße, die zu ihren Autos zurückgehen.

15:27 Uhr | Kiosk am Schwarzen Moor: Bionade, Zigarette – und heute keine Bratwurst. Bin noch satt …

16:04 Uhr | Eine der schönsten Stellen, um das Panorama zu genießen, was ich dem Paar auch im Vorbeifahren sage. Der Mann freut sich und dankt für den Hinweis. Dann: Links ab nach Roth.

16:06 Uhr | Abfahrt nach Roth – wunderschön, aber vor lauter Glückseligkeit habe ich völlig vergessen, dass der Akku meiner Kamera ja irgendwann schlappmachen wird: und zwar genau jetzt, leider! Ich hätte gerne noch ein paar Kurven und Ausblicke gezeigt, besonders nach dem Wald und kurz vor Roth war es sehr schön, aber leider gibt es von der Abfahrt keine Fotos mehr …

… nur dieses eine Foto von der Rother Kuppe (von hinten), bei einem kurzen Stopp mit dem iPhone gemacht.
Von Roth gings über Stetten, Nordheim und Ostheim im Streutal nach Mellrichstadt zum Hauptbahnhof, wo ich kurz vor 17 Uhr eintraf, meine Tickets löste – und noch glücklicherweise den verspäteten 16:49-Zug erwischte, der ohne Umsteigen bis Würzburg durchfuhr. Kurz nach 18 Uhr Ankunft in Würzburg – zwar nur 160 Km statt der geplanten 200, aber mit 2.253 Höhenmetern genug Spaß für die Beine, die heute echt alles mitgemacht haben.
Statistik:
159,84 Tageskilometer
7:25:24 reine Fahrzeit
21,53 km/h Durchschnitt
71,36 km/h max.
69 UPM Durchschnitt
2.253 m Tageshöhe