Höchste Zeit, dass auch ich mein Ressumee der beiden Fahrradmessen in Berlin publiziere, die ich vor zwei Wochen besuchte …
… und die Bilanz fällt absolut positiv aus: 2½ Tage Fahrrad pur. Wobei mir die Berliner Fahrradschau aufgrund der schöneren Location und den kleineren Ständen deutlich besser gefiel (als die Velo Berlin) – das war eine wirklich schöne Atmosphäre dort, und ich konnte mit ein paar der kleinen Hersteller nett plaudern (z. B. mit dem netten Herrn vom Rakete-Stand, dazu bei den Fotos mehr).
Insgesamt sehe ich folgende Tendenzen stark ausgeprägt:
- Urbanes Radfahren in all seinen Facetten, grob gruppiert in Mode, Stil, Accessoires – Transport – Gimmicks (Lichteffekte in Laufrädern)
- Singlespeed, Cityrad (mit Schaltung/Licht/etc.), Tourenrad, E-Bike, Exoten (Fatbikes, Lastenräder, Liegeräder, Materialien wie Bambus oder Holz)
- Rennräder, am liebsten High-Tech oder klassische Stahlrahmen
- Berliner Fahrradschau: Starke Tendenz hin zu kleinen Manufakturen hochwertiger Räder und Accessoires und eine sehr kommunikative, entspannte Atmosphäre
- Velo Berlin: Groß, Messe, atmosphärisch teilweise etwas leblos wirkend
- Also: Velo Berlin = Mainstream, Berliner Fahrradschau = „Indie“? Wenns nur so einfach wäre …
Ein paar Schnappschüsse, sortiert nach Tag und Uhrzeit:
Freitag, 20. März 2015 – Berliner Fahrradschau (Teil 1)

15.11 Uhr – Andrang am Counter. Ich habe keine Akkreditierung bekommen, verweise aber auf mein Blog / das Bloggertreffen und bekomme eine Banderole (Zugang bis 18 Uhr).

15.13 Uhr – letzte Lieferungen treffen ein, in weniger als drei Stunden öffnet die Messe. Hier: Nachschub für den fahrstil-Stand.

15.24 Uhr – am Van Moof-Stand. Eine der interessantesten Rahmenformen, mit integrierten Lichtern (vorne/hinten) im Oberrohr. Live sehen die Räder echt schön aus.

15.33 Uhr – Blickfang: Zuerst das Hochrad, dann die weißen Lederhandschuhe mit gehäkelter Rückhand. Vorgemerkt …

15.37 Uhr – Colnago-Stand: Sieht irgendwie leer aus, aber wenn man später vorbeischaut, …

15.52 Uhr – Wie geil ist das denn?! Ein Bullit zieht einen Hänger, auf dem noch ein Bullit mit Aufbau steht (habe gesehen, wie der junge Mann im schwarzen Shirt damit gelassen durch die Halle geradelt ist). Transport mit dem Fahrrad – auch ein ganz großes Thema! Und so ein Bullit würde mir schon auch gut gefallen, allein: Im Alltag habe ich kaum Bedarf dafür …

16.20 Uhr – Nach einigen Irren und Wirren fand ich dann auch die Bloggerlounge, eine überschaubare Runde. Immerhin lernte ich einige nette Mitmenschen kennen, so Heinrich Strößenreuther und Daniel Doerk. Vermutlich hätte ich früher kommen sollen, denn davor fand noch eine Veranstaltung zur »Critical Mass« als Aktionsform statt (Foto). Aber auch so war es ganz nett, und mit einem sehr sympathischen ADFC-Blogger aus Aachen ging ich noch eine Pizza essen …

17.47 Uhr … und trafen beim Verlassen des Messegeländes auf diesen sympathischen Zeitgenossen, der mit seinem 45 (!) kg-Chopper auch schon inder Ukraine unterwegs war, wie er uns erzählte.

19.15 Uhr Vom Pizzaessen zurück, gewährt mir ein freundlicher Herr im Eingangsbereich eine Eintrittskarte für diesen Abend. Und mittlerweile ist die Messe eröffnet worden und sehr lebhaft und bevölkert.

19.47 Uhr – Wie gesagt: Transport ist das große Thema, und die Konstruktionsmöglichkeiten für Lastenräder scheinen wirklich unendlich zu sein (die Lenkung! die Lenkung! …).
Samstag, 21. März 2015 – Berliner Fahrradschau (Teil 2)

11.04 Uhr – Fahrrad-Taxen vor dem Messegelände. Ich warte auf Hubert, mit dem ich heute bis nach 17 Uhr hier herumstreunen werde (Achtung Spoiler: Es wird keine einzige langweilige Minute dabei sein …).

13.13 Uhr – Eine nette junge Dame lädt uns zu zwei Gin-Tonic ein und drückt uns Gutscheine in die Hand. Gin-Tonic? Jetzt? Samstag, Baby, …

13.38 Uhr Manchmal sind es die feinen Details, die mir besonders gefallen, wie diese Beschriftung innen an der Kettenstrebe: Eine sehr gelungene Verbeugung vor The Who …

13.51 Uhr Angefixt: Der Rakete-Randonneur wird nicht nur mein Messeliebling, sondern spukt mir auch heute noch im Kopf herum …
Sonntag, 22. März 2015 – Velo Berlin

11.13 Uhr – Ich betrete die Velo Berlin, die im Messecenter stattfindet. Das Flair ist, nach zwei Tagen Berliner Fahrradschau, gelinde gesagt: ernüchternd. Das Adlerauge entdeckt natürlich die Stände von Hase und HP – hier geht es gleich mit Liege- und Spezialrädern los.

11.30 Uhr – Gios-Stand.

11.42 Uhr – Rose-Randonneur. Die Rose-Räder sind schon auch schick.

12.21 Uhr – Irgendwie mischen sich unter all die neue Bikes auch hier Exoten (links), dazu gibt es mehr kleine Klamotten-Manufakturen (Mitte) und irgendwo auch ein Kino (rechts), das ich aber nicht gefunden habe (weil nicht gesucht).

12.22 Uhr – Transport, nicht nur ein Thema bei der Art des Fahrrads, sondern auch bei der Wahl der Accessoires, wie z. B. Taschen.

12.22 Uhr – Re-Cycling: Die obligatorische Schlauchware – wobei ich ja zugeben muss, dass ich meinen Geldbeutel (eine ehemalige Luftmatratze aus Tschechien) inzwischen echt schätze, weil ich den hinten im Trikot platzieren kann, ohne dass der Inhalt feucht wird vom Schwitzen.

12.23 Uhr – Auch auf der Velo frönt man ein wenig dem Lifestyle, der sich um das Radfahren entwickelt hat und immer weiter entwickelt.

12.25 Uhr – Puky-Stand. Da wäre ich vor Jahren hängengeblieben, denn unsere Jungs waren fleissige Puky-Fahrer (Roller in zwei Größen plus erstes Fahrrad).

12.27 Uhr – Auch hier der Trend zum Fatbike, von denen es etliche zu sehen gab, auch auf der Fahrradschau.

12.28 Uhr – Wie klassisch darf es sein? Mir ist die Lenkerform zu klassisch, diese extreme Rundung nicht mein Geschmack.

12.51 Uhr – Wieder Holzfahrräder. Sicherlich ist es interessant, mit Alternativen zu Stahl, Alu und Carbon zu experimentieren.

12.58 Uhr – Die Tendenz hin zum Cruisen mit Choppern mag für flache Städte sicher nachvollziehbar sein, aber für mich als Bewohner einer eher hügeligen Gegend versprühen solche Räder leider gar keine Reize.

13.29 Uhr – Gesehen am Rande: Das Fatbike von Gunnar Fehlau, noch voller Ruhm der letzten Ausfahrt.

14.03 Uhr – Sitzengeblieben beim Vortrag von Sven Marx – ein bewegendes, aber auch Mut machendes Schicksal, das dieser Mann da meistert. Respekt!

14.07 Uhr – Auffällig auf dieser Messe: Neben den Touristen (Reisestände ohne Ende) werden auch die Pendler direkt angesprochen. Aber was ist so kompliziert daran, statt mit dem Auto mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren?

14.23 Uhr – Ich verlasse die Messe wieder nach drei Stunden, es reicht dann doch. Zum Schluss noch diese Fahrradwaschanlage fotografiert, …

14.29 Uhr … und tatsächlich diese Botschaft an die Autofahrer gesehen, die auch schon eine ganze Weile im Internet für Diskussionen bzw. Anerkennung sorgt.

16.49 Uhr – Nach der Velo Berlin bin ich noch in den Gropius-Bau, die aktuelle Ausstellung über die Gruppe Zero ansehen. Ein bisschen Kontrastprogramm muss sein. Beim Verlassen einen Reisebus aus Würzburg vor dem Eingang gesehen – ja, morgen muss auch ich wieder zurück.

23.08 Uhr – Vor dem Schlafengehen wird gepackt. Hier der Haufen an Prospekten, den ich abgegriffen habe, …

… und die Einkäufe: Eine regenfeste, knallgelbe Kuriertasche von Baicyclon, Messe-Sonderpreis (€ 30), und die Fahrradhandschuhe aus Leder (€ 10).
… weitere Infos zum „ungewöhnlichen Bierbank“ Fahrrad findet ihr übrigens hier: http://radpropaganda.org/velourbanomics/
Gefällt mirGefällt mir