Eine Abkühlung macht sich, jahreszeitlich bedingt, nicht nur bei den Temperaturen um uns herum bemerkbar, sondern auch in diesem Blog – schon wieder ist es einen Monat her, dass ich den letzten Beitrag gepostet habe. Woher kommt das? Die Antworten darauf sind vielfältig.
Die billigste vorneweg: Ca. 1.000 Besucher je Monat im letzten halben Jahr, die jeweils 2,5–3 Beiträge gelesen haben, halten meine Blogstatistik mittlerweile relativ konstant in einem Bereich, den ich mir nie erträumt hätte – bisher wurden meine inzwischen 145 Beiträge über 51.000 mal gelesen von fast 18.000 Besuchern. Das nimmt natürlich ein wenig den Druck raus, permanent Neues publizieren zu müssen …
Womit wir schon bei einer möglichen Antwort #2 wären: Es gab in diesem Jahr doch recht wenig, was sich grundlegend vom Vorjahr unterschied und von mir entsprechend in einem Beitrag aufbereitet werden müsste. Die heurigen Touren waren alle schon da, die längste (Würzburg–München, ca. 290 km) habe ich – wie gehabt – in einem Tag runtergerissen. Der Rhöner Kuppenritt im Juli (die große Runde) war anstrengend, wurde aber von mir als übergewichtigem Raucher in der zweiten Halbzeit seines Lebens trotzdem ohne nennenswerte Probleme absolviert, innerhalb der vorgegebenen Zeit. Die Bocksbeuteltour habe ich auch in diesem Jahr wieder verpasst (bisher nur 2013 teilgenommen), das muss im nächsten Jahr wieder anders werden …

Kuppenritt 1 – Markus, Klaus und Jo (plus mein Schatten) am Abzweig hinter Burghausen in Richtung Haard.

Kuppenritt 2 – am Kreuzberg hat uns ein netter Mitfahrer als Gruppe abgelichtet: Jo, ich , Markus und Klaus.
Ansonsten steht meine Jahreskilometerleistung auf dem Renner noch nicht mal bei der Hälfte vom Vorjahr, und die Saison für lange Tagestouren ist schon ziemlich vorbei. Und von den bisher gefahrenen knapp 3.200 km entfällt mit 1.300 km mehr als ein Drittel auf Fahrten nach Coburg bzw. von Coburg weg. Das heißt auch, dass davon wiederum mindestens die Hälfte in den Haßbergen zurückgelegt wurde – einer Landschaft, die ich anfangs als unvermeidlichen Streckenabschnitt zwischen Würzburg (genauer: Schweinfurt) und Coburg eher leidenschaftslos durchfuhr (gut, den sanften Schwung der verschiedenen Streckenvarianten fand ich, im Vergleich zu den teilweise strammen Anstiegen in der Rhön oder im Steigerwald, doch schon immer recht angenehm). Nachdem ich in diesem Jahr aber so oft hier durchgefahren bin, war der Wunsch nach Variation groß – ebenso die Überraschung, wieviele schöne Streckenvarianten es gibt zwischen dem Main und der Itz. Aber dazu demnächst mehr, ich arbeite gerade an ein paar Kartenvarianten zur Veranschaulichung …
Bliebe noch der Hinweis auf mein ehrenamtliches, bürgerliches Engagement zur Förderung des Radverkehrs in Würzburg durch meine Beteiligung in der AG Radverkehr und im Radverkehrsbeirat der Stadt Würzburg und der damit verbundene Zeitaufwand als eine weitere mögliche Antwort. Zu den sporadischen Treffen (AG Radverkehr monatlich, Radverkehrsbeirat quartalsweise) gesellen sich diverse Zwischentreffen, teilweise ausufernde E-Mail-Korrespondenzen und der Besuch diverser Veranstaltungen (aus eigener Tasche bezahlte Fortbildungen während meiner Arbeitszeit, Ortsbegehungen während meiner Arbeitszeit oder sonstige Treffen und Aktionen in meiner Freizeit). Alles Zeitfresser – klingt abwertend, soll es aber nicht sein, auch wenn an der entscheidenden Stelle, also der Schnittstelle zwischen Engagement und Umsetzung (vulgo: Kontakt mit der Verwaltung bzw. der hiesigen FA Tiefbau als planender (!) und ausführender Instanz) die Umschreibung mit »zäh« ganz sicher ein beschönigender Euphemismus ist. Dazu mal wieder ein aktuelles Beispiel:

1. Worum es geht: Wegen einer Baustelle (ausschließlich für den KFZ-Verkehr) wurden Schilder auf dem Radweg platziert. Einen ähnlichen Zustand habe ich im letzten Jahr schon einmal bei der Verkehrsüberwachung moniert. Also wieder das gleiche Spiel, wieder (gestern) eine Mail geschrieben … (für Ortsfremde: das bisschen schadhafter Teer in der Bildmitte, das ist eine Hauptroute für Radfahrer durch die Stadt Würzburg hindurch, am Bahnhof vorbei).

2. Antwort aus der Verwaltung: »Nach der RSA-95 darf bei Baustellen der Radweg bis auf 0,8 Meter eingeschränkt werden. Tatsächlich verbleibt aber an dieser Stelle eine Restbreite von 1,0 Meter, so dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Vor Ort wirkt dies aber insgesamt sehr eng, so dass wir das Verkehrszeichen versetzen lassen. …« (Anmerkung: 1 Glied am Meterstab entspricht ca. 20 cm)

3. Meine Antwort an die Verwaltung: »… Danke auch für Ihre Hinweise auf gängige Vorschriften – ich verstehe allerdings die durchgezogene Linie (und nicht die äußerste Bordsteinkante) als Definition für die Radwegbreite rechts und den Sicherheitsabstand links, so wie das ja auch in den entsprechenden Vorschriften definiert ist. Vom Schildfuß zur Markierung hin sind nicht einmal 60cm Breite gegeben. Da nach rechts hin durch die Schilder »harte« Hindernisse aufgestellt sind (im Gegensatz zum »weichen« Luftraum ohne bzw. mit Bewuchs – der im Zweifelsfall ja nachgibt), bleibt auch überhaupt kein Spielraum mehr, den Sicherheitsabstand von der Fahrbahn weg wahrzunehmen. Es »wirkt« also nicht eng, sondern es ist eng.
Die Sicherheitsabstände haben einen Zweck: Sicherheit zu gewährleisten. Das ist an dieser Stelle, auch bei großzügiger Auslegung, nicht der Fall – die Linie wurde ja von der FA Tiefbau angebracht, vermutlich mit gutem Grund.«
Und so geht das immerzu tagein, tagaus: Die permanente, systematische Bevorzugung des KFZ-Verkehrs – ohne dass dieser dadurch tatsächlich effektiver oder flüssiger würde, im Gegenteil: immer mehr und öfter Stau, immer mehr Lärm und Dreck, immer weniger Platz für alle(s) andere(n) – zu Lasten von allen anderen Verkehrsformen, aber garantiert immer zu Lasten des Radverkehrs, steht irgendwie im krassen Widerspruch zu den immer häufiger und immer lauter bekundeten Willensäußerungen von Politik und Verwaltung, hier endlich die »Verkehrswende« einzuläuten (na gut: passt immerhin zur sog. »Energiewende« wie die Faust aufs Auge) bzw. gefühlte tausend »Radfahrerhauptstädte« alleine in Deutschland installieren zu wollen. Wobei ich nicht weiß, worüber man sich mehr wundern muss: über die offensichtlich folgenlosen, also leeren Versprecher Versprechen der Politik – oder die Chuzpe, mit der die Verwaltungen die gängigen Vorschriften nach Belieben auslegen (siehe obige Antwort) und damit gleichzeitig den Bürger für dumm verkaufen: »Fahrbahnbegrenzung« oder »durchgezogene Linie« lassen sich schnell googlen und führen sofort zu amtlichen, verbindlichen Informationen …
… aber HALT: Wir sprechen ja vom Radverkehr, dem Paria unter den Verkehrsformen! Seien wir doch lieber froh, dass man uns dauernörgelnde, keinerlei Verkehrsregeln beachtende und für alle Verkehrsprobleme ursächlich und allein Verantwortliche überhaupt noch im öffentlichen Raum duldet, anstatt uns jedesmal, wenn wir naiv »StVO« flüstern, stundenlang das freche Maul mit Kernseife auszuwaschen.
Dass ich derzeit kaum über Radverkehr schreiben kann, ohne scheinbar zwangsläufig in finsterste Gedanken abzugleiten, ist übrigens eine weitere mögliche Antwort auf die Frage, warum die Intervalle zwischen den Beiträgen aktuell so groß sind.