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Jahresrückblick 2017 (1/2): Mein Fahrrad …

Das Jahr 2017 war wieder ein großes Fahrradjahr für mich – klar, die Jahre vorher waren auch toll und spannend, aber in diesem Jahr war vieles anders, teilweise intensiver:

  • Ein neues Rad eröffnete mir neue (alte) Wege an meine Ziele, denn
  • ein Event veränderte mein (Radfahrer-)Leben total (und erweiterte den Wortschatz um ein paar englische Vokabeln), weshalb
  • das Thema »Setup« bzw. »Zubehör« ein ganz großes in diesem Jahr war.
  • Ich war (endlich auch mal) in den Alpen! und bin u.a. die 48 Kehren zum Stilfser Joch hochgekrochen, und
  • mit deutlich über 6.000 km liegt mein Jahrespensum zwar nicht nennenswert hoch im Vergleich zu anderen, aber für mich bedeutete das, jeden Monat mehrere längere Strecken zu fahren (ca. 500 km / Monat); ich zähle ja nur Langstrecken, denn
  • im (urbanen) Alltag (≤ 5 km) spielt das Fahrrad für mich definitiv kaum noch eine Rolle.

Mein neues Fahrrad

Ich wollte definitiv in diesem Jahr kein neues Fahrrad kaufen – und musste doch. Und das nur, weil ich eine bestimmte Tour fahren wollte, den Candy. Mit meinem Bombtrack Hook 1 bin ich seither jedoch nicht nur sehr zufrieden, was Komfort und Vorankommen auf Asphalt angeht – mein bevorzugtes Revier die letzten Jahre, auf schmalen Reifen –, sondern auch, dass ich nun mal Schotter oder sogar (harte) Erde unter die Räder nehmen kann, zwischendurch oder die ganze Zeit. Der begeisterte Fußgänger in mir, der zu selten zum Wandern kommt, zieht die überaus positive Bilanz: Lange nicht mehr so regelmäßig an den schönsten Plätzen vorbeigekommen, die weder mit Auto noch Rennrad zu erreichen sind. Und: Seit Jahren habe ich nicht mehr so viel (und so bereitwillig) das Rad geschoben, oft nicht mal bergauf – wer auf Wanderwegen unterwegs ist, muss eben auch öfters wandern … 😉

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Das Terrain, in dem ich mich einfach wohlfühle – und das Hook 1 auch.

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»Return to fender« – aktuelles Basis-Setup meines Hook 1 mit Auflieger, Lowrider, Schutzblechen und fester Beleuchtung.

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Auch das gab es schon mal: Gepäckträger mit großen Taschen hinten – geht auch und ist praktisch, aber für meinen Bedarf, auch im Alltag, etwas überdimensioniert. Aber gut, dass das alles im Bestand ist und zwischendurch mal ausprobiert werden kann …

Der Candy 2017

Ich weiss gar nicht mehr, wie und warum ich auf den Candy B. Graveller aufmerksam geworden bin – beim Treffen mit Eva und Joas auf der Fahrradschau war ich jedenfalls noch sehr reserviert gegenüber der Rosinenbomber-Tour, gegenüber dem Tracking etc. Und während Joas schon angemeldet war und Candy-Vater Gunnar Fehlau vor Ort ein Poster abjagte, hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt gerade erst eher launisch angemeldet und gar kein Interesse am Kontakt …
Zwei Monate später schien es außer »Gravel«, »Bikepacking« oder »Overnighter« überhaupt keine Begriffe mehr zu geben, die mich noch richtig packen konnten – dafür fing bei mir der Sabber sofort an zu tropfen, wenn diese oder ähnliche Begriffe fielen oder mit einer Ausfahrt in Verbindung gebracht werden konnten. Und zu all den teils langweiligen, immer gleichen Streckenabschnitten von Würzburg aus (Rhön/Eltern, Coburg/Schwiegervater, München/Tagestour) gesellten sich plötzlich unzählige Erweiterungen, die ich noch nicht mal ansatzweise ausprobieren konnte: Das fahrbare Wegenetz wuchs ins scheinbar Unendliche (Gravel), die Möglichkeiten, das Gepäck auf die jeweilige Tourdauer noch optimaler abzustimmen, auch (Bikepacking) … und auch die Frage, wo man bei mehreren Tagen unterwegs nachts unterkommen könnte, hat sich beinahe komplett erledigt (Overnighter). Und so mag bei der Bloglektüre hier der Eindruck entstanden sein, dass sich mein thematischer Horizont 2017 ein wenig eingeengt hat – auf dem Rad fühle ich mich dagegen freier, unabhängiger und vielseitiger als je zuvor.

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CBG17, Tag 2, Streckenkilometer 206.

Klar verkläre ich im Nachhinein den letzten Tag beim CBG, an dem ich 270 km zurücklegte, die letzten Stunden – mehr delirierend als klar im Kopf – auf dem Rad die Kilometer wegkurbelte und nach der Ankunft nicht nur die ganze beschissene Blödsinnsaktion verfluchte, sondern schon die Brand-Mail an Gunnar Fehlau quasi fertigformuliert im Kopf hatte, voll der schlimmsten Beschimpfungen, die ich mir je hatte ausdenken können … nach einer Dusche und einer Nacht in einem Bett (Danke, Wiebke & Hubert!) sah die Welt am nächsten Tag jedoch ganz anders aus – und ich ebenfalls. Das wusste ich da aber noch nicht. Das Rennrad war ein guter Einstieg für mich, meine Grenzen (Fitness, Reichweite, Motivation) kennenzulernen und auch zu erweitern – nach ein paar Jahren auf schmalen Reifen auf Asphalt muss ich aber zugeben, dass mir die Umorientierung (breitere Reifen, Schotter) nicht nur leicht fiel, sondern auch prinzipiell doch mehr Spaß macht als die Rennradfahrerei.

Setup / Zubehör (1)

Blogleserinnen und -leser wissen, dass ich mich in der Vergangenheit immer wieder mit Taschen beschäftigt habe, sei es für den Tagestrip, sei es für die mehrtägige Tour. Auf dem Renner war lange das Topeak-Rack-System (Träger, kleine Tasche, große Tasche) im Einsatz, enttäuschte mich aber leider immer bei Regen oder auch nur nasser Fahrbahn (die mangelhafte Wasserdichtigkeit ist übrigens die einzige nennenswerte Kritik, aber gewichtig – von Format und Packmaß her finde ich die Taschen immer noch sehr durchdacht, v.a. das zentrale Fach oben mit seiner leichten Zugänglichkeit fehlt mir bei fast allen aktuellen, trägerlosen »Bikepacking«-Setups).

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Topeak Roadie Rack mit RX Trunkbag (7 Liter) – hat mir lange völlig ausgereicht, um sowohl einen Satz Zivilklamotten als auch eine zweite Radfahr-Garnitur zu transportieren, …

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… aber leider funktionierte das mit der Abdeckplane als Regenschutz nur bedingt: Zwar kommt so kein Wasser von oben an die Taschen, doch das Spritzwasser vom Rad sammelt sich innen hinter dem Gummizug der Plane, dann stehen die Taschen praktisch unentwegt im Wasser, denn abfließen kann hier auch nichts mehr. Schade: Größe und Handling des Systems haben mich immer überzeugt, warum kann man das nicht aus den gleichen Materialien machen wie Ortlieb oder Apidura?

So fand der Wechsel auf die Apidura-Satteltasche schon 2016 statt, und ich bin immer noch höchst zufrieden. 2017 kamen Rahmentasche, Lenkerrolle und später der Fullframe-Bag dazu und komplettierten das Setup. Dennoch fahre ich seit ein paar Wochen wieder zusätzlich mit klassischen Taschen am Träger an der Gabel – Ortlieb Gravel-Pack am Tubus Lowrider, um genau zu sein. Zuerst mal Lowrider und Taschen geliehen zum Testen, aber nach nur einer Fahrt bereits beschlossen, dafür nochmal zu investieren, hauptsächlich aus zwei Gründen:

  • Die beiden Ortliebtaschen bieten mit zusammen 25 Liter Fassungsvermögen ein beachtliches Volumen – und ersetzen dabei keine der Taschen im Bestand, sondern besetzen ein bis dahin ungenutztes Areal am Rad. Mehr ist mehr – aber auch: Anders ist anders – diese Taschen bieten nämlich für die kleine Tour (oder den großen Einkauf) genügend Volumen, die übrigen Taschen sind also eigentlich gar nicht mehr nötig. Dazu sind Ortliebs Lowridertaschen – seien wir ehrlich – ruckzuck am Rad oder vom Rad resp. am Träger (der muss sein). Randonneure wissen sie zudem als Hecktaschen mit entsprechendem Träger zu schätzen.
  • Vom Handling her – Tasche auf, herumkramen, Tasche wieder zu – sind die Ortlieb-Rolltaschen definitiv unkomplizierter als etwa die Apidura-Satteltasche, die straff gepackt sein will und nicht wirklich für den kleinen Zugriff zwischendurch gedacht ist. Das eher rechteckige Maß des Ortlieb Gravelpacks kommt dazu manchen Gepäckstücken eher entgegen als das röhrenförmige der Apidura-Satteltasche bzw. Lenkerrolle. Lediglich die Rahmentasche von Apidura (Road Large, 6 Liter) bietet noch besseres Handling und hat sich für mich als völlig unverzichtbar erwiesen, zur Not mehr als verdoppelt (Full-frame bag, 14 Liter).

Die Lenkerrolle jedoch konnte mich bisher nicht wirklich überzeugen – zu fummelig, zu klein. Auch ein zusätzlicher Packsack am Auflieger überzeugte mich bisher nicht – sieht mehr nach »Bikepacking« aus als die Lowrider/Ortlieb-Kombi, fährt sich aber definitiv schlechter (Schwerpunkt zu weit oben), wohingegen mit dem beladenen Lowrider sogar freihändiges Fahren wieder möglich ist.

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Das volle Apidura-Setup: Lenkerrolle, Fullframe- und Satteltasche. Die Flaschen müssen dann eben nach vorne an die Gabel …

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Variation am Lenker: Packsack längs am Aufleger – konnte mich aber auch nicht wirklich überzeugen.

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Test mit den Leihtaschen – ältere Exemplare mit einem alten Ortlieb-Schriftzug (und das Blau gibt es, soweit ich weiß, auch schon länger nicht mehr) …

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… und hier mein aktuelles Setup, fotografiert in Lohr am 23.12., nach dem Dezember-Overnighter mit Tilman und Alex. Und ja: Im Wald ist es derzeit ein wenig schmuddeliger als sonst …

Setup / Zubehör (2)

A propos Auflieger (Aerobar): Schon jahrelang bei anderen gesehen und immer für ein Accessoire ganz harter Geschwindigkeitsfanatiker gehalten – bis zum Candy. Dann erstaunt festgestellt, dass die meisten das Teil schätzen, weil es zusätzliche Befestigungsmöglichkeiten und bei Gegenwind doch eine sehr viel aerodynamischere Sitzhaltung und deutlich geringeren (Luft-)Widerstand bietet. Gekauft, montiert … und für sehr, sehr gut befunden! Meine kann ich bequem kurz, mittel oder lang greifen, dafür ist sie vermutlich etwas wuchtiger als andere.

Investiert habe ich aber auch in den Antrieb am Hook 1: Ausgeliefert mit einer SRAM Apex 2×10 Kompaktkurbel (50/34 : 11–32), entsprach die Schaltung eher der an meinem Rennrad (50/34 : 12–30). Den CBG bin ich so gefahren, auch ein paar Touren mehr – aber mit vollbepacktem Rad (≥ 20 kg Gesamtgewicht), auf Rumpelpisten bergauf, kam diese Kombi schnell an ihre Grenzen (bzw. ich an meine, was ich noch treten kann bzw. will). Also zuerst ein Upgrade hinten, an der Kassette: Nach dem Wechsel auf 11–36 konnte ich zwar untersetzt fahren (34:36) und den Beginn des Schiebens etwas hinauszögern, aber gebracht hat dieses Upgrade nicht wirklich viel. Also im Herbst nochmal investiert, diesmal in eine neue Kurbel von SRAM (X7) mit 42/28 Zähnen. Siehe da: 28:36 – da geht deutlich mehr am Berg, aber hallo! Fast schon vergleichbar mit meiner 3fach-XT-Schaltung am MTB (jetzt: Emils MTB). Und auf der Geraden reichen mir die 42:11 völlig für mein Tempo, vergleichbar etwa 50:13 auf dem Rennrad – in solchen Übersetzungsbereichen fuhr ich ja auch mit dem Rennrad, unbepackt auf der Feierabendrunde, eher selten: 50:11, 50:12, 50:13 – das sind die Fahrten auf der Ebenen oder bei leichtem Gefälle, wo meine Trittfrequenz schon mal bis zu 55 km/h mitkommt, bevor ich es laufen lasse. Nun fehlen mir ein oder zwei sehr schnelle Gänge, dafür habe ich viel mehr Auswahl und Reserven am Berg – diese benötige ich deutlich häufiger als die Hochgeschwindigkeitsgänge, und auch die Gangsprünge mögen etwas gröber sein jetzt, das spielt aber für meinen Fahrspaß überhaupt keine Rolle, zumindest keine störende.

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Links die 10fach-Kassette 11–36, rechts die X7-Kurbel (42/28 Zähne) – ich bin absolut zufrieden damit: Am Berg deutlich besser zu fahren, auf der Ebenen immer noch schnell genug. Gespickt habe ich, zugegeben, beim Setup des Bombtrack Beyond

Setup / Zubehör (3)

Tja, 2017 war definitiv auch mein teuerstes Fahrradjahr … nicht nur schlug das Hook ordentlich zu Buche, sondern auch das Zubehör: SON-Nabendynamo samt neuem Vorderrad, Luxos U-Frontlampe mit USB-Anschluss zum Laden von Geräten während dem Fahren, Lowrider, Ortlieb Gravelpack, Apidura-Taschen, Schlafsack Sommer plus Schlafsack Frühling/Herbst (beide zusammen = Winterschlafsack), Luftmatratze, TarpGaskocher samt Besteck und Geschirr, … gefühlt kam da fast nochmal der gleiche Betrag zusammen wie beim Preis fürs Rad. Puhhh …

Race Across The Alps für den Anfänger

Das ganze Jahr bin ich zwischen Wäldern und Feldern gefahren, auch nachts. Aber (endlich mal) die Alpen mit dem Rad befahren, das war eine ganz eigene, markante Erfahrung. Meditativ, was die langen, wirklich langen, also stundenlangen Anstiege anging – auf dem Rennrad, aber mit Gepäck: kleinster Gang (36:30) und hoch –, spektakulär, was die faszinierende Landschaft und die Ausblicke in dieselbe anging, und respekteinflößend, wenn es dann wieder lang, wirklich lang bergab ging, mit Spitzkehren, deren einzige Sicherung vor dem unmittelbar folgenden Steilhang (meist: Abgrund) oft nur aus kleinen, singulären Betonkuben auf Wadenhöhe bestand. Puh, ich tendiere da schon ein wenig zu Höhenangst, fürchte ich. Und ich will mit dem Graveller nochmal hierher: Ich hätte große Lust, gerade die Abfahrten nicht zügig auf Asphalt, sondern gemütlicher am Hang entlang auf Schotter zu absolvieren. Mehr Zeit, mehr Ausblicke, mehr Natur. Ich komme wieder …

Mein Pensum 2017

Ich zähle ja nicht jeden Kilometer, dazu radele ich im Alltag auch zu wenig. Wenn ich mal mit dem Rad in der Stadt oder dem näheren Umland unterwegs bin, bin ich immer wieder erstaunt, wie viele Kilometer sich da in kürzester Zeit addieren. Aber es kommt viel öfter vor, dass das Rad die ganze Woche ungenutzt in der Garage steht – in der Stadt lege ich fast alle Strecken zu Fuß zurück.
Auch Trainingsrunden habe ich 2017 kaum absolviert, also die abendlichen 2–4 Stunden, um 40–80 km zu fahren und spezielle Aspekte (Bergfahren, Schnell fahren, Kadenz etc.) zu trainieren. Das bisschen Wissen zu »Grundlagen Ausdauer« etc., in den Jahren vorher immer mal wieder rausgekramt für eine Feierabendrunde, habe ich wieder weitgehend vergessen. Wozu auch unter der Woche mühsam ein paar Dutzend km runterreissen, wenn am Wochenende wieder 200 bis 300 km locken auf einer Fahrt zum Schwiegervater oder meinen Eltern, zu Freunden, zum Bierwandern etc.
Dennoch habe ich dieses Jahr wieder eine für meine Verhältnisse ordentliche Zahl an km zurückgelegt – über 6.000 –, weitgehend auf Mittel- oder Langstrecke. Noch erstaunlicher allerdings: Noch nie so viele Höhenmeter hochgeklettert – ein Blick auf meine eigene Statistik (km-Tagebuch) der letzten Jahre verdeutlicht das:

Gefahrene Kilometer | Höhenmeter gesamt | Höhenmeter/Kilometer (Bergfaktor)
2014: 6.714,65 | 56.771 | 8,5
2015: 3.405,48 | 31.876 | 9,4
2016: 5.653,95 | 43.371 | 7,7
2017: 6.240,02 | 70.658 | 11,3

Nehme ich den Bergfaktor, also die Höhenmeter je gefahrenem Kilometer, so hat dieser sich 2017 doch deutlich erhöht (11,3 Hm/km), zum Vorjahr (7,7 Hm/km) etwa um mehr als die Hälfte. Das ist sicherlich der veränderten Topografie geschuldet – bzw. meiner Veränderung, was die präferierten Wege angeht: Forst- und Waldwege wurden nach anderen Gesichtspunkten angelegt als Land- oder Bundesstraßen – wo für letztere schon mal ein Hügel abgeflacht wird, führen erstere dann eben auch mal »senkrecht die Wand hoch«, diese Wege sind nicht auf Komfort (steigungs- und kurvenarm etwa) getrimmt, sondern auf Gebrauchswert (»da müssen wir hin, also brauchen wir einen Weg«). Besonders augenfällig wird das ja auf dem Kolonnenweg, den ich 2017 wieder ein paar km unter den Rädern hatte, beim CBG: Dieser Weg ist nicht nur anspruchsvoll vom Belag her (Lochplatte, eindeutig was für dicke Reifen), sondern auch von der Führung her, entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze (was die einzige zugrunde liegende Logik dieser Wege ist): Irgendwer hat eine Linie gezogen, und dieser Linie folgt nun der Weg – Anstiege mit teilweise weit über 20% Steigung, das fühlt sich nicht nur anstrengend an, sondern sieht auch bei Tag betrachtet oft ziemlich absurd und brutal aus – »senkrecht die Wand hoch« wieder, aber hier nicht nur ein paar Meter, sondern richtig lange. Und die Abfahrten auf der Platte sind auch nicht wirklich viel entspannter. Am nervigsten sind die Löcher, ihre Maße, ihr Rhythmus … hier werde ich doch irgendwann mal in ein Rad mit richtig fetten Reifen investieren müssen, denn die GST würde ich auch gerne mal fahren, die aber überwiegend auf Lochplatte gefahren wird. Mein »+1« (wie in »n+1«) wird also vermutlich ein fettes Rad, aber ich möchte 2018 eigentlich kein neues Rad kaufen.

Es gehört nun nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, dass die erhöhte Anzahl an Höhenmetern und die Zunahme der Fahrten mit Gepäck kräftig an meinem Schnitt genagt haben – hatte ich mich in den Rennrad-Jahren an eine Reisegeschwindigkeit von durchschnittlich 25 km/h gewöhnt, auch über sehr lange Etappen noch deutlich über 20 km/h, musste ich in diesem Jahr doch anders rechnen und umplanen: Bedeuteten 100 km vorher 4 Stunden Netto-Fahrzeit, sind es nun mit Gepäck und auf Schotter fast 5 Stunden. Dadurch verändert sich die Planung doch signifikant, daran arbeite ich aber noch, nachdem ich 2017 doch einige Male »zu spät« angekommen bin.
Andererseits: Die Autonomie, die mir das Bikepacking mittlerweile gibt (Essen/Schlafen, wo ich will), gleicht das auf längeren Touren wieder teilweise aus.

Der Alltag

Ich bin kein Alltagsradler – meine Wege lege ich i.d.R. zu Fuß zurück, die Strecken zwischen Wohnung, Büro, Innenstadt etc. sind kaum länger als 1–2 km, da lohnt es sich selten, das Fahrrad überhaupt aus der Garage zu holen. So einfach ist das.
Manchmal beneide ich andere um ihr »bike-to-work«, womit sie jeden Tag eine satte zweistellige Kilometerzahl auf dem Rad für sich verbuchen. Manchmal denke ich, ich könnte ja einfach eine kleine Schleife fahren, jeden Tag ein wenig variieren, und einfach Präsenz auf dem Rad in der Stadt demonstrieren. Zeigen, dass man einfach schneller ist als mit dem Auto. Zeigen, dass man ein vollwertiger Verkehrsteilnehmer ist. Aber dann entscheide ich mich doch eher für den entspannten Fußweg durch den Park, gegen den Stress mit den übermotorisierten Zeitgenossen, gegen die lieb- und fantasielose, blödsinnige und mitunter kriminelle Radverkehrsführung. Konfliktvermeidung durch, äh … Konfliktvermeidung.
Was ich dagegen 2017 gut geschafft habe: Längere Phasen des Nicht-Radfahrens zu vermeiden. Manchmal ging der Sommer rum, ohne dass ich nennenswert auf dem Rad unterwegs gewesen wäre (2015 z. B. der ganze September), manchmal begann die Saison auf dem Rad recht spät (2015 erst im März) … 2017 dagegen war lediglich der Januar fahrradfrei, nach den ersten Runden war im März gleich die Wasserkuppe fällig. Ich war also ganz gut unterwegs und auch passabel in Form – lediglich zum Jahresende hin wurden die Beine etwas schwer, möglicherweise auch, weil ständig nur noch schwere Taschen am Rad hängen. Aber so ist das bei mir: Die leichte, schnelle Feierabendrunde ist es nicht, eher die längere Tour mit Gepäck. Hoffentlich geht da 2018 noch mehr 😉

Der zweite Teil des Jahresrückblicks folgt in ein paar Tagen – an dieser Stelle wünsche ich allen Leserinnen und Lesern schon mal alles Gute für 2018, viele schöne Erlebnisse mit dem Fahrrad und vor allem immer: Gesundheit und gute Laune!

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3 Gedanken zu “Jahresrückblick 2017 (1/2): Mein Fahrrad …

  1. Jede Zeit hat ihr Rad. Der Mensch entwickelt sich weiter und mit ihm sein Zweirad. So einfach und doch so viel philosophisches Potential, wenn man das ausarbeiten wollte. Muss aber nicht sein. Es liest sich jedenfalls so, als ob dein Jahr eines war, an das du dich gerne erinnern wirst. Glückwunsch!

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  2. Sehr schön, der Jahresrückblick und die Bilder! Als Leftyfan und -fahrer werde ich so schnell die Lowrider wohl nicht ausprobieren können, mit eine Fullframe Tasche liebäugele aber auch ich. In der Hauptsache möchte ich Dir aber sagen, dass ich die Ausfahrten mit Dir sehr genossen habe, logisch: ich freue mich auf weitere in 2018!

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