Dialog, Frust, Gravelbike, Lust, Technik, Was ist …?, Wörterbuch

Race or Ride?

Zuerst zwei Zitate:

»Is this a race or a ride?«

(Diese Frage stellte Adrian O’Sullivan im Vorbeifahren kurz nach dem Start des ersten Taunus Bikepacking 2018, als wir gerade so hinter Hofheim irgendwo auf die ersten Schotterpisten kamen. Vermutlich wunderte er sich, dass die FahrerInnen angesichts der damals angesagten Zahlen – 650 Km, 12.000 Hm, Gravel – losbretterten, als ginge es nur darum, als erste/r an der nächsten Weggabelung zu finishen.)

»Nicht einfacher machen, die Starter sollen sich im Klaren sein, dass ein Bikepacking-Rennen kein Kindergeburtstag ist! Meine Meinung.«

(FB-Kommentar zum Eifel Graveller in der Diskussion um den Trackabschnitt »Lieserpfad«.)

»Race or ride?« Adrians Frage geht mir seither öfters durch den Kopf, vor allem, wenn ich alleine mit dem bepackten Rad unterwegs bin. »Race or ride? You decide!« scheint mir ein griffiges Meme, ein mögliches T-Shirt-Motiv, vor allem aber das geeignete Motto schlechthin, um die Events zu charakterisieren, an denen ich seit 2017 regelmäßig teilnehme: Bikepacking- bzw. mehrtägige Gravel-Events, die auch genau so heißen – in chronologischer Reihenfolge wären das Candy B. Graveller (CBG) und mein eigener Mainfranken Graveller (MfG), beide 2017, nochmal CBG und MfG sowie Taunus Bikepacking (2018), HanseGravel plus MfG plus Taunus plus Eifel Graveller (2019). Und weil ich für dieses Jahr vermutlich noch nicht genug habe: Es stehen noch WetterauHOCH3 Anfang Oktober (sehr wahrscheinlich) oder Holy Gravel Anfang November (Hamburg/Schleswig-Holstein – eher unwahrscheinlich, zu weit weg und zu spät im Jahr) auf meiner persönlichen Liste. Das sind nur die mehrtägigen Bikepackingfahrten, die ich auf dem Schirm habe – die Vorbilder Grenzsteintrophy (GST, seit 2009) und Bikepacking Trans Germany (BTG, 2016) sprechen mich aufgrund der eher MTB-typischen Strecken nicht an; das mindert nicht meine Wertschätzung für und Interesse an ihnen, aber fahren möchte ich sie vorerst nicht. Und Bikepacking Franconia war mir schlicht zu eng zwischen Taunus und Eifel – und eine Idee zu lang (wird nächstes Jahr noch länger).

Ihnen allen können wir Antworten auf Adrians Frage entlocken: Die BTG etwa ist »Ein Selbstversorger-Rennen quer durch Deutschland«. Na also, damit ist alles schon gesagt. Oder schlecht übersetzt? Denn das Logo oberhalb, im Kopf der Seite verspricht »A Mountainbike Adventure in Central Europe«. Und die »Regeln«-Seite eröffnet mit dem Satz »In erster Linie soll die Tour Spaß machen. Jeder fährt sein eigenes Tempo so lange wie er kann. Das Fahren / Essen / Biwakieren in Gruppen wird toleriert.« Rennen, Abenteuer, Spaß, alleine oder zu mehreren – nicht gerade sehr präzise, oder? Fragen wir die GST, »eine Selbstversorgerfahrt entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. … Wer es sehr sportlich angeht, fährt die GST binnen einer Woche, sportiv benötigt man ca. zehn Tage und ab zwei Wochen wird es gemütlich.« Sehr sportlich, sportiv oder gemütlich? »You decide!«, möchte man anfügen. Und so geht es weiter mit dem CBG: »Eine Etappe, Selbstversorger, keine Zeitnahme. … Der Candy B. Graveller ist eine Bikepacking-Abenteuerfahrt im Selbstversorger-Modus … entlang des Flugkorridors der Berliner Luftbrücke vom Luftbrückendenkmal in Frankfurt/Main … zum Luftbrückendenkmal in Berlin.« Abenteuer klingt immer gut, wie ist es mit Rennen? »Der CBG ist kein Rennen und keine Veranstaltung, sondern schlicht ein Treffen, zum zeitgleichen Start (Grand Depart).« Taunus Bikepacking ist eine »Abenteuerfahrt im Selbstversorger-Modus … eine Radtour durch den gesamten Taunus. Sie beginnt in Hofheim und führt auf wenig befahrenen Wegen an vielen bekannten und unbekannten Sehenswürdigkeiten entlang. … Kein Rennen und keine kommerzielle Veranstaltung, sondern das, was jeder selbst daraus macht. Eine Entdeckungsreise, ein Ausbruch aus der Komfortzone, ein Abenteuer, eine sportliche Herausforderung, eine gute Gelegenheit, vielleicht auch eine Grenzerfahrung. Finden wir es heraus. Jeder für sich und doch nie ganz allein.« Der Eifel Graveller »ist kein Rennen, sondern eine Ausfahrt gleichgesinnter Freunde, es findet keine Zeitnahme oder Siegerehrung statt.« Er »ist das, was du daraus machst.« Beim HanseGravel »begibst Du Dich auf eine Bikepacking Abenteuerfahrt im Selbstversorgermodus. … Der HanseGravel ist kein Rennen, keine kommerzielle Veranstaltung und auch keine geführte Tour. Es ist einfach ein Treffen gleichgesinnter Freunde, die ihre Fahrräder auf derselben Route gleichzeitig fahren, um ihre persönlichen Grenzen herauszufordern. Erfahrungen auszutauschen und die Befriedigung zu erfahren die Herausforderung zu meistern und sich über die normalen Grenzen des Alltags hinaus zu bewegen.« Bikepacking Franconia wird wieder ein »Abenteuer durch Franken zu Burgen, Ruinen, Schlösser, Täler und Seen. Über den Ochsenkopf als höchsten Punkt. An den schönsten Sehenswürdigkeiten vorbei. Auf Waldwegen und Schotterwegen. Ohne Straßenverkehr. Unsupported. Mit GPX-Track über ca. 900 KM + Live-Tracking via Website. Für MTB, Gravel & Crosser.« Und der Mainfranken Graveller? »Der Mainfranken Graveller ist keine Veranstaltung, sondern eine Idee, eine Einladung – die Region zu entdecken, … Ob von Herberge zu Herberge oder im Selbstversorgermodus, in Etappen oder am Stück, bei Tag oder bei Nacht … deshalb wird der Mainfranken Graveller jährlich mit einem gemeinsamen Start gefeiert … Der Mainfranken Graveller ist kein Rennen. … Der Mainfranken Graveller ist ein Track.«

Zusammenfassend würde ich sagen: Alle diese Touren können per Selbstbeschreibung nach eigenem Geschmack gefahren werden. Dass bei allen auch »Rennen« gefahren werden, obwohl oft explizit da steht, dass es keine Rennen sind, könnte man jetzt mit dem »Zwinkersmiley« garnieren: Klar, niemand ermutigt aus Haftungs- oder sonstigen Gründen zum Rennen, aber wir alle wissen doch, was »wirklich« gemeint ist. Wirklich?

Was ich weiß: Bei jeder dieser Touren gibt es StarterInnen, die so schnell wie möglich vom Start zum Ziel fahren wollen, dafür bis zu 400 Km am Tag (und bei Nacht) zurücklegen und für die diese Touren eine besondere sportliche Herausforderung darstellen, auf die sie teilweise gezielt hintrainieren, manchmal sogar im Vorfeld Streckenabschnitte abfahren. Das Gepäck ist schmal und leicht – wer nur Rad fährt, bei Tag und bei Nacht, braucht auch nicht viel.
Dagegen ist nichts zu sagen, und ich kann dazu nur rein subjektiv anmerken, dass es mich nicht reizt, meine optischen Eindrücke der Umgebung im Allgemeinen und neuer Strecken und Landschaften im Besonderen nachts auf das zu beschränken, was Rad- und Helmlampe illuminieren. Und ich könnte weiter anmerken, dass mir – wieder rein subjektiv – nicht wohl ist bei dem Gedanken, mich als Störenfried nachts durch die Wälder zu bewegen auf Strecken, die teilweise weit weg von den Straßen für den Kfz-Verkehr liegen und wo Flora und Fauna weitgehend ungestört existieren. Ich maße mir nicht an, einschätzen zu können, wann ich wo welche Tiere störe und wann nicht – in Belgien stehen an den Naturschutzgebieten Schilder, die z. B. klar kommunizieren, dass eine Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang der Zutritt verboten ist. Und was für den Mainfranken Graveller gilt, gilt vermutlich für fast jede ähnliche Route in Deutschland – je schöner die Landschaft, desto wahrscheinlicher, dass es sich dabei um ein Naturschutzgebiet, Biosphärenreservat o.ä. handelt. Und das müsste allen wohl klar sein: Bedingungen wie bei einer Tour Divide oder einem Silk Road Mountain Race lassen sich hier nicht schaffen, dazu ist Deutschland zu dicht besiedelt und zu durchgängig kultiviert – ich tue mir schon oft schwer mit dem Naturbegriff, weil es hierzulande quasi keinen einzigen Baum, Strauch oder Grashalm gibt, über dessen An- oder Abwesenheit nicht von Menschen entschieden wurde.

Ich kenne mittlerweile einige, die eigentlich immer so schnell wie möglich vom Start zum Ziel fahren, und meine eigenen Skrupel (plus mangelnder sportlicher Ehrgeiz, zugegeben) halten mich nicht davon ab, vor ihren körperlichen und mentalen Leistungen den allergrößten Respekt zu haben. Dazu sind es fast ausschließlich sympathische, umgängliche Menschen ohne jegliche Allüren: Was sie unter sportlichen Aspekten leisten, als Amateure, liegt weit jenseits von dem, was finanziell gepamperte und gesponsorte Berufssportler mit viel permanenter Unterstützung zustande bringen. Und wenn ich ehrlich bin: Sollte tatsächlich irgendwo irgendeine Nachtruhe gestört werden, so ist das vermutlich noch nicht mal ein Witz im Vergleich zu dem, was wir hierzulande in der »Natur« anrichten, sobald die Sonne aufgegangen ist (bzw. das Flutlicht am Traktordach angegangen) …

Das, »was wirklich gemeint ist«, hat aber noch einen anderen Aspekt – und darum ging es mir eigentlich bei den Diskussionen im Anschluss an den Eifel Graveller, mit Holger (dem Trackvater) und anderen FahrerInnen (persönlich und via Facebook): Was ist denn gemeint, wenn da »Graveller« steht? Ich war nicht der einzige, der Bedenken geäußert hat, ob der Begriff »Graveller« noch zutrifft, wenn das Streckenprofil auf langen, sehr langen Abschnitten doch eher MTB-typisch ist. Und im Zuge dieser Diskussionen kam dann das zweite Zitat vom Anfang des Textes auf – nochmal zur Erinnerung:

»Nicht einfacher machen, die Starter sollen sich im Klaren sein, dass ein Bikepacking-Rennen kein Kindergeburtstag ist! Meine Meinung.«

Die Veranstaltungen, um die es hier geht, sind eben nicht allesamt Selfsupported-Ultraendurance-Gravel-Bikepacking-Rennen. Und selbst ausgewiesene Rennen (wie Tour Divide oder Silk Road Mountain Race) ziehen StarterInnen an, für die die größte Herausforderung darin besteht, überhaupt ans Ziel zu gelangen, irgendwann, irgendwie … im Vergleich zu den sportlichen Leistungen einiger weniger mag das lächerlich erscheinen, im Vergleich zum Rest der Bevölkerung (und ihrem Verhältnis zum Radfahren) liegen beide Gruppen aber doch so eng beieinander, dass für Dritte kaum ein Unterschied zu erkennen ist. Insofern ist der Vergleich mit einem »Kindergeburtstag«, entspannt (und sicher sehr unreflektiert) vom Sessel aus in den Kommentar getippt, ohne selbst teilgenommen zu haben, nicht nur eine Respektlosigkeit gegenüber denjenigen, die tatsächlich am Start waren und aus gutem Grund und nach reiflicher Überlegung abgebrochen haben, sondern vor allem ein ziemlich überflüssiger Keil, der so hineingetrieben wird in eine, trotz erheblicher Unterschiede in Leistungs- und Leidensfähigkeit, recht kleine, überschaubare Gruppe mit beinahe identischen Interessen und Vorlieben.

Aber wozu? Streng genommen ist es nämlich genau andersrum: Die genannten inländischen Veranstaltungen werden zum Großteil sportiv bis gemütlich gefahren, einige (wie ich) sind so unverschämt, beim Taunus Bikepacking oder beim Eifel Graveller tatsächlich den Taunus oder die Eifel als Landschaft in den Vordergrund zu stellen, und nicht eigene Höchstleistungen und Bestzeiten. Nur unter dieser Grundvoraussetzung (»kein Rennen«) lassen sich die genannten Touren überhaupt legal konzipieren und durchführen – dass man sie auch wie Rennen fahren kann, ist das Sahnehäubchen obendrauf, das man dankbar annehmen sollte (»Zwinkersmiley«). Die allermeisten tun das auch, einige wenige aber sehen offensichtlich die Notwendigkeit, ihren Sportbegriff (der auf das kleine, überschaubare Segment »Leistungssport« verkürzt ist) allen und allem überzustülpen. Nicht gut.

Ich habe zu keinem Zeitpunkt nahegelegt, den Eifel Graveller »einfacher« zu machen, und ich habe kein Problem mit Schieben, Treppensteigen, Waten durch Bäche etc. – meine Erwartung an eine mit »Graveller« bezeichnete Strecke ist allerdings die, dass solche Abschnitte überschaubar bleiben. Wenn sie, mit voller Berechtigung, die »Würze« einer solchen Tour sind, dann sollte ergänzt werden, dass auch beim Kochen üblicherweise die Gewürze gut dosiert eingesetzt werden, denn ein Gericht ist schnell verwürzt und ungenießbar. Wer das nicht glaubt, probiert mal Szegediner Gulasch und tauscht die angegebene Menge »Paprika edelsüß« gegen »Paprika Rosen scharf« – ich spreche aus Erfahrung … 😉

Somit beziehen sich meine Überlegungen, neben »Race or ride«, ganz grundsätzlich auf die Begriffswahl »Graveller«. Da erwarte ich tatsächlich überwiegend das, was die ganz Verwegenen leicht verächtlich »Waldautobahn« nennen: Breite Wege, die sich gut fahren lassen – wenn gerade kein Schotter zur Hand ist, wird bei der Streckenwahl auch mal Asphalt dem verblockten Singletrail vorgezogen. Aber vielleicht bezeichnet »Gravel« auch einfach nur die neue Schnittmenge zwischen Rennrad- und MTB-Fraktion: Die einen freuen sich, mit einem halbwegs vertrauten Radaufbau abseits von Asphaltstraßen immer noch ein gutes Tempo fahren zu können, die anderen, sich mit einem scheinbar ungeeigneten Rad (ungefedert, Dropbar) durch möglichst grobes Terrain zu bewegen. Es kursieren längst Videos online, die etwa Gravelräder auf typischen Downhill-Trails zeigen – ja, und? Bewiesen wird damit nur, dass man jede Definition hinterfragen, jede Regel brechen und jeden Begriff in die Beliebigkeit überführen kann. Übrig bleiben nur noch Puls, Trittfrequenz, Schnitt oder Wattzahlen als verlässliche Bezugsgrößen – das Außen (Streckenprofil, Landschaft) wird reduziert auf »möglichst lang, möglichst hart«, das Innen (Ego) ist alles: Immer »Race«, niemals »Ride«. Und völlig egal, ob das nun Bikepacking, Graveller oder Race heißt – gemeint (»Zwinkersmiley«) ist doch immer das Gleiche …

Graveln und Bikepacking sind ein recht frisches Thema, das aber gerade hierzulande aktuell durch die Decke zu gehen scheint – mit dem Mainfranken Graveller bin ich an dieser Entwicklung sicher nicht unbeteiligt. Umso wichtiger erachte ich es, hier etwas mehr auf die Wortwahl zu achten: Beim Benennen der Strecken ebenso wie beim Kommentieren der Diskussionen um dieses oder jene DNF …
… oder einfach nur bei Anmerkungen zu Strecken: Woanders hat sich eine Dame auf Facebook als Neuling geoutet und Tipps abgeholt, dann an einem kleinen Event teilgenommen als Test und die gefahren Strecke als anspruchsvoll bezeichnet – wunderbar, wie da sofort die Kommentare kommen, die beschwichtigen, Zweifel ausräumen und zum Weitermachen ermuntern. Das ist es, was mir an der aktuellen Bikepacking-Szene so gut gefällt – sie ist eine Gemeinschaft, die scheinbar jede/n wohlwollend aufnimmt. Aber dann kommt, ganz unvermittelt, ein ausgewiesener Racer daher, kippt einen Riesenkübel Häme in die Kommentarspalte und bügelt eine Replik mit einer solchen Arroganz ab, dass mir beim Mitlesen echt die Luft wegbleibt. Klar: Je größer die Herde, desto mehr schwarze Schafe …

Auch deshalb freue ich mich, dass ab morgen das erste Bikepacking Barcamp stattfinden wird, das »VeranstalterInnen« (wie mich) und (mehr oder weniger) erfahrene BikepackerInnen zusammenbringt, um grundsätzliche Aspekte zu diskutieren. Neben der Frage »Race or ride« werden sicher viele andere Fragen auftauchen, nicht nur zu den hier bereits angerissenen Aspekten des Naturschutzes, der Haftung etc.

Ich bin gespannt.

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21 Gedanken zu “Race or Ride?

  1. jacominasenkel schreibt:

    HI,

    jetzt hatte ich Dir so einen schönen Kommentar hinterlassen, aber wie es scheint, hat Akismet den gefressen…. oder doch nicht?

    Aber glaube mir, er war sehr sehr gut.

    :o)

    LG, Bernd

    Me

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      • jacominasenkel schreibt:

        Nope,

        morgen gehe ich mit dem Kurzen zu FFF und am Samstag habe ich Hochzeitstag. An Egos wird aber sicher kein Mangel herrschen, es sind ja auch so schon jede Menge wichtige Menschen dort.
        😊

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  2. ralphnoethgmxde schreibt:

    Hi,
    Im Grunde gebe ich dir recht in Bezug auf den Begriff „Gravel“ möchte dazu aber folgendes beisteuern ohne Wertung :
    Gravelbikes und Cyclocrosser unterscheiden sich aus meiner Sicht insofern, dass der Crosser bei ca 35mm Reifenbreite aufhört und der Graveller da erst beginnt. Schaue ich mir die Szene an aus Übersee, wo das alles herkam medial… Mit den Gravellern wird richtig Rennen! gefahren. Aber auch Bikepacking auf richtig „derben Strecken“! gefahren.
    Medial beginnt Gravel dort wo es mit dem Crosser nicht mehr so viel Spaß macht +! Möglichkeiten für mehr Flaschen und Gepäck. Nutzen tut es jeder wie er will.
    Ich starte morgen mir ca 30 Mann auf der Karwendel-Wetterstein-Brevet (die mach ich). Rund 200km, 3500hm. Hauptsächlich Gravel (Schotter). ABER ich beschreibe sehr genau die Abfahrten und weiße explizit auf Profilierung und Mindestbreite (meine Meinung) hin, und sage mehrmals deutlich dass das mit dem Gravelbike durchaus ne Hausnummer wird, Abfahrt technisch gesehen. Das gehört für mich manchmal einfach auch zu Gravel dazu.
    Ich finde das okay, wenn es entsprechend kommuniziert wird. Die Fragen die ich im Vorfeld individuell dazu noch beantworte sind trotzdem sehr viele und zumal oft immer die gleichen.

    Ich mag Bikepacking und Gravel hier in Deutschland auch wegen dem sich gegenseitig helfendem miteinander, aber auch weil es bis jetzt so offen und frei in der Interpretation war. Der eine fährt auf der Strecke xy einen Graveller der andere ein Gravelbike. Manche sogar ein leichtes Fully. Und auch die Streckeführungen. Bei der Transcimbrica, bei der auch gravel auftaucht war ich eher enttäuscht diesbezüglich. Ich empfand es als Autobahn. Trotzdem liebe ich diesen Rundkurs. Er war neu für mich und ich habe ihn lieben gelernt.
    Ich würde mir wünschen, dass wir diesbezüglich offen bleiben, weniger versuchen Kategorien zu erschaffen oder zu definieren.
    Wir müssen etwas besser werden in der Kommunikation/Beschreibung vielleicht.

    Ich kann kann absolut nachvollziehen was du meinst. Und bin gespannt wie sich alles entwickeln wird.

    Zu Race or Ride – soll jeder für sich entscheiden. Wie und warum definiert wird, darüber sind wir denke ich einig. Ich schaue eher besorgt auf die mögliche Kommerzialisierung unser Community, rein in Bezug auf ihre „Ausfahrten“. Und da bin ich ja auch vorbelastet. Zwar bin ich beim. BPBC nicht vor Ort leider, aber ich bekomme es mit 😉
    Ride on und Grüße Ralph

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    • Siehste: Da liegen wir schon auseinander – wozu neue Begriffe, wenn sie nicht neue Kategorien bezeichnen? Klar, man kann nie genug kommunizieren, aber ich liebe Wörter, die komplexe Sachverhalte vereinfacht darstellen – Gravel war (!) so einer … 😉

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  3. jacominasenkel schreibt:

    …puh, mal sehen. Ich schrieb was davon, dass die genannten Radfahrten als Veranstaltungen gemeldet, nicht so ohne weiteres, will sagen nur mit deutlichem höherem Aufwand durchführbar wären. Erst recht und insbesondere bei Rennveranstaltungen. Und das der Hinweis auf die eigene Verantwortung im Streitfall nicht genügt, wenn Mensch, Tier oder Sache im nächtlichen Radwahn umgefahren worden und zu Schaden gekommen sind. Ein Gastwirt kann ja auch schreiben, dass er für die an der Garderobe abgelegte Kleidung bei Verlust nicht haftet, muss er aber am Ende doch.

    Und dann zitierte ich den Kommentar zur Frage nach einer Vereinfachung des Eifel Gravellers mit Hinweis auf den Charakter eines BP-Rennens. Dieser Mensch hat dann entweder

    a) den Kodex nicht gelesen oder
    b) den Kodex gelesen, aber nicht verstanden oder
    c) es ist ihm Scheissegal.

    Lautet die Antwort c) ist der Schreiber ohnehin im falschen Film und kann daher zukünftig zu Hause bleiben. Nur meine Meinung. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. (sic)

    PS: komische Ads der Kronen Zeitung bekomme ich hier auf Deiner Seite
    angezeigt.

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  4. Schade, mein Kommentar wurde durch die WordPressanmeldung scheinbar auch verschluckt 😦 Kurzfassung: Du hast es super auf den Punkt gebracht Jochen und wir sollten uns diese wunderbare Communtiy nicht kaputt machen lassen sondern uns und und der Natur, in der wir unterwegs sind, respektvoll begegnen.

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  5. Marco schreibt:

    Guten Morgen !

    Toller Bericht.

    Es gibt immer und in jeder „Sportart“ Personen, die mit unpassenden oder schlichtweg bescheuerten Äußerungen auffallen. Soweit möglich, einfach ignorieren! 😀

    Wünsche allen weiterhin viel Freude beim Rad fahren! 😉

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  6. Tom schreibt:

    Zum Thema technische Schwierigkeit: Ich bin der Meinung, dass die Strecken durchweg fahrbar bleiben sollten, sprich verblockte Singletrailpassagen, wo das Rad getragen werden muss, sind fehl am Platz. justmy2cent

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    • Tim Volkmann schreibt:

      „Fahrbar“ ist eine ziemlich individuelle Sache. Abhängig vom fahrtechnischen Können, vom Gepäck (Menge und Art des Transports) und vom Fahrrad. Nach wem soll man sich dann richten?

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      • Tom schreibt:

        Wenn der Großteil des Feldes nicht mehr fahren kann, dann könnte es vielleicht zu schwer gewesen sein. Wenn ich deutlich mehr DNF hab, als Leute im Ziel, dann kann man als Veranstalter die Strecke auch überdenken.

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  7. Danke Jochen für Deine enzyklopädische Zusammenstellung.
    Um noch einen anderen Aspekt reinzubringen: Ich „race“, weil ich zu stolz bin, um langsam zu fahren. Aber ich arbeite an mir.

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  8. Tim Volkmann schreibt:

    Hallo Jochen,

    schön geschrieben. Mal ein paar Gedanken meinerseits dazu:

    Beim Namen bin ich bei dir, wobei das ja auch immer eine ganz individuelle Sache ist (s.o.)….
    Man sollte vorher auf solche Abschnitte hinweisen, so dass jeder vor der Anmeldung in etwa weiß, worauf er sich einlässt. „Graveller“ ziehen sonst (mittlerweile) auch Leute an, die kaum Offroad-Erfahrung bzw. fahrtechnisches Können haben.
    Den Eifel Graveller im speziellen kann man m.M.n. aber auch nicht Eifel-„irgendwas-fürs-MTB“ nennen, weil dafür einfach zu viel Asphalt und Waldautobahn drin ist.

    Nachts fahren bzw. im dunklen ist beim Bikepacking auch nicht mein Ding. Weil ich irgendwas verpassen könnte, und, selbst wenn ich die Strecke kenne (im hellen rausche ich dann durchaus an der ein oder anderen Sehenswürdigkeit o.ä. vorbei), das Übernachten für mich zum Bikepacking dazu gehört. Die „Rennfahrer“ fahren ja eher ein „Offroad“-Brevet, bei kurzen Strecken (<500km) ggf. ganz ohne Schlaf, und sonst ist das Schlafen eher notwendiges Übel, weil sie es ohne Schlaf nicht schaffen. Mir geht es nicht nur ums Radfahren, sondern auch ums Übernachten (und was im Idealfall dazu gehört 😉 ).

    Zum Thema Rennen: Ich mag dieses "jeder wie er mag", oder wie man es auch immer nennen will. Die "schwarzen Schafe" tauchen eher im Internet wie auf Veranstaltungen auf (oder geben sich nur dort zu erkennen…). Im Internet gibt es immer einen dummen Spruch, zur Menge des Gepäcks, dass Bikepacking kein Kindergeburtstag ist, oder dass es mit Gepäckträger und Backrollern kein Bikepacking mehr ist, … Aber bei Veranstaltungen im realen Leben gibt es diese Probleme nicht. Jedenfalls habe ich sowas noch nicht erlebt, man lässt jeden sein Ding machen, denn er/sie wird schon wissen was und wie es ihm/ihr am meisten Spaß macht.
    Eine Theorie: Lass mal das Live-Tracking sein, und schon wird eine Veranstaltung viel entspannter. (Frei nach "if it's not on strava it didn't happen".)
    Die MTB-Bikepacking-Welt ist zum Glück etwas kleiner, meine Lieblings-"Veranstaltungen" sind klein, ohne Live-Tracking und es wird ganz bewusst darauf hingewiesen, dass es kein Rennen ist. Bei einer Geschichte wird sogar extra darauf hingewiesen, die Strecke nicht zu bewerben und weiterzuverbreiten. Natürlich kann man es trotzdem als Rennen fahren. Aber es gibt keine Rangliste, die gefahrene Strecke und Ankunftszeit lässt sich nicht überprüfen… Und schon sind alle deutlich entspannter unterwegs.
    Als MTBler ist man sich der Problematik offizielle Veranstaltung vs. Nutzung von Wald- und Wanderwegen usw. vermutlich etwas eher bewusst.

    Viel Spaß beim Barcamp
    Tim

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    • Tom schreibt:

      Es ist halt wie bei jeder Straßen RTF auch. Es gibt immer ein paar, die den Sinn solcher Veranstaltungen nicht verstehen und vom Start weg Rennen fahren. Die heizen vom ersten bis zum letzten Meter, lassen die VPs aus und brüsten sich am Ende als Sieger. Besonders schlimm ist es, wenn die „Sieger“ dann noch in der Zeitung erwähnt werden.

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  9. Guido Merkle schreibt:

    Hallo Jochen,

    dein Artikel spricht mir aus der Seele ….. Ich bin ganz bei dir wenn du schreibst, dass es eben auch auch auf den Landschaftsgenuss und auf das Naturerlebnis ankommt. Genau das Auftreten der von dir beschriebenen Ego´s / sog. Racer und dem damit verbundenen Szene-Kram haben mich von der Teilnahme an Bikepacking-Events bisher Abstand nehmen lassen.
    Ich habe nun auf der Seite von Mainfranken-Graveller dankbar zur Kenntnis genommen, dass der Track aus 2019 dort veröffentlicht wurde. Vielleicht fahre ich ihn für mich alleine nach. Oder ich gebe mir doch noch einen Ruck und melde mich für nächstes Jahr noch an (….).

    Grüße von Guido

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