Dialog, Fotografie, Lektüre, Lust, Mensch-Maschine

Lektüre

Nein! Nein, nein … doch: »Winter« schreibe ich mit neun Buchstaben – wie »Formabbau«. Das hat mit einer Art körperlicher Entspannung zu tun, der ich mich gerne, aber unterm Jahr viel zu selten hingebe – wobei lange Touren mit dem Renner, ehrlich gesagt, die eigentlich schönste Art von Entspannung bieten. Der Winter mit seiner Kälte und seinen kurzen Tagen und langen Nächten bietet sich allerdings an, den Fokus auch mal wieder von aussen nach innen zu verlegen. Das kann das Innere des Menschen selbst sein, das können – profaner – die eigenen vier Wände sein, das kann dann aber auch – überraschend dominant in diesem Winter bei mir – das eigene Büro sein.

Zugegeben: Er sieht dramatischer aus, als er war – der Vormittag des 3. Dezember 2016, fotografiert von meinem Dachfenster aus um kurz nach 10 Uhr … aber die rauchenden Kamine sollten als Hinweis für die generellen Temperaturen, die da herrschten, genügen. Nein, da habe ich einfach keine Lust zum radfahren …

Zugegeben: Er sieht dramatischer aus, als er war – der Vormittag des 3. Dezember 2016, fotografiert von meinem Dachfenster aus um kurz nach 10 Uhr … aber die rauchenden Kamine sollten als Hinweis für die generellen Temperaturen, die in den letzten Wochen herrschten, genügen. Nein, da habe ich einfach keine Lust zum radfahren …

Ich habe viel gelesen in letzter Zeit, nicht nur in den letzten Wochen, sondern das ganze Jahr 2016 hindurch. Kaum Radliteratur, eher Sach- und Themenbücher aus Philosophie und Populärkultur. Dennoch gab es eine Neuerscheinung, die ich 2016 zeitnah lesen konnte, »Lob des Fahrrads« von Marc Augé – bei der ersten Lektüre ging es mir fast wie Daniel Doerk, mit dem Unterschied, dass ich die Lektüre zwar nicht als zwingend, aber auch nicht als verlorene Zeit empfand. 104 kleine Seiten, großzügig gesetzt, 12 Illustrationen: fast so schnell wie weglegen geht auch durchlesen. Verdächtig allerdings, dass es vielerorts so lobend besprochen wurde – und mir von Bekannten genannt wurde, die alles Mögliche sind, aber ganz bestimmt nicht radaffin. Schon klar: schreibt ein Geisteswissenschaftler über das Radfahren, dann erfährt man einiges über das Radfahren, aber mehr noch über Geisteswissenschaften. Bei der erneuten Lektüre – boshaft, wie ich bin, zum Zweck des Auffindens der »schlechten« Stellen – stellt sich mir das schmale Bändlein aber als ganz und gar charmant und gehaltvoll dar: Ich weiss die Präzision der Sprache zu schätzen und die Wortwahl, und wie beide zwischen den Gedankengängen des Autors und meinem Verständnis vermitteln. Augé operiert eher mit Begriffen wie Mythos, Epos und Utopie statt Kettenblatt, Kassette und Käfig – das mag urbane Aktivisten wie auch Fans von verschriftlichten Radabenteuern (s.u.) etwas vor den Kopf stoßen. Aber Sätze wie

»Dieser Kampf mit dem Raum war eine unvergleichliche und erhebende Übung in Einsamkeit. Der Kampf mit mir selbst war eine intime Erfahrung, ich lernte meine Möglichkeiten und meine Grenzen kennen: Mogeln ist beim Fahrradfahren nicht möglich. Jede Anmaßung wird unverzüglich bestraft.«
(S. 31 f.)

treffen bei mir mitten ins Schwarze – genau so kann Radfahren (auch) sein. Und so kann man durchaus über unsere Gesellschaft jetzt und hier schreiben:

»So wird das Fahrrad zum Symbol einer ökologischen Zukunft für die Stadt von morgen und einer urbanen Utopie, die die Gesellschaft mit sich selbst versöhnen soll. Doch Mythos, Epos und Utopie fordern ein wenig Glauben. Die Probe der realen Geschichte ist eine harte Prüfung, die sie unablässig der Gefahr der Nostalgie aussetzt, jener tristen Zuflucht der vom Leben Enttäuschten.«
(S. 45 f.)

Diese Sätze erscheinen unverbindlich, liefern keine Antworten darauf, ob nun abmarkierte Schutzstreifen auf oder separierte Radwege abseits der Fahrbahn die bessere Lösung für ein viel größeres (gesellschaftliches, globales) Problem wären – gegen Ende des Buches träumt Augé auch noch offensiv von der fahrradfreundlichen Stadt, deren Beschreibung in vielen Details natürlich eher wie das Paradies auf Erden anmutet, weil vieles völlig anders als heute wäre:

»Das Verkehrsproblem ist ein für allemal gelöst. … Da der Autoverkehr sonst im gesamten Stadtgebiet verboten ist, hat sich der Verkehrsraum dank des Wegfalls des Parkraums beträchtlich vergrößert. Fahrzeuge mit Sonderstatus, Straßenbahnen, Busse und Taxis können sich daher auf ihren Fahrspuren ungehindert bewegen. Ansonsten gehören die Straßen den Radfahrern, wie die Bürgersteige den Fußgängern. … Die Personalisierung der Räder ist sehr viel raffinierter und erfinderischer als die der Autos, bei denen sie sich meist auf ein paar kleine Fetischobjekte beschränkte – Plüschtiere, Christophorus-Medaillons oder Talismane unterschiedlichster Art. … Die Bastler treiben die Arbeit der »Personalisierung« sehr viel weiter. … Manche liegen auf ihrem Rad wie auf einem Bett. Andere beherrschen die Straße und hocken dabei auf ihrer mit riesigen Rädern ausgestatteten Maschine, als liefen sie auf Stelzen. Tatsächlich geht es sicher auch darum, aufzufallen: Je origineller ihre Maschine ist, desto eher werden sie gesehen. … allenthalben sieht man »Fahrradtaxis« oder Rikschas … Auch das Tandem ist wieder in Mode gekommen, als schönes Sinnbild der notwendigen Solidarität der Paare … Die Entwicklung des Fahrrads hat die städtische Geographie revolutioniert. … Den Kindern bringt man das Radfahren schon sehr früh bei und ermuntert sie, mit dem Rad zur Schule zu fahren. Aus erzieherischen Gründen und im Hinblick auf ihre Sicherheit sorgt man dafür, dass die Kleinsten in Gruppen zur Schule und nachmittags wieder nach Hause fahren, gleichsam als Einführung in kollektive Disziplin. … Schon vor langer Zeit musste der religiöse Fundamentalismus vor dem Fahrrad kapitulieren, und die Fahrradmode hat endgültig auch die wenigen Mädchen befreit, die noch von rückständigen Eltern oder rückwärtsgewandten Brüdern daran gehindert wurden, auf diese teuflische Maschine zu steigen. Das Fahrrad wurde, wie man sich erinnern dürfte, schon sehr früh, nämlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zu einem Instrument der Emanzipation der Frauen, die es wagten, mit ihren Pluderhosen oder Bloomers der altmodischen Prüderie der Sexisten jeglicher Couleur entgegenzutreten. …«
(S. 75 ff.)

Das Buch hilft, den aktuellen gesellschaftlichen Zustand (sowie den in letzten Jahren immer unverfrorener auftretenden reaktionären Backlash) übergreifender zu verstehen – das Fahrrad ist auch hier nur Stichwortgeber für Gedankengänge, für die aber auch das Radfahren durchaus ursächlich sein kann. An Relevanz verliert das Buch folglich nur auf den wenigen Seiten, wo Augé sich genötigt sieht, mit ein paar Zahlen und Fakten zu hantieren aus seiner Heimatstadt Paris – ihre Berechtigung haben diese Prozent- oder Kilometerangaben sicherlich in der tagesaktuellen Diskussion und als Futter für Argumente für oder gegen dies oder das, aber seine große Stärke spielt der Text eben da aus, wo er sich von Ort und Zeit zu lösen scheint. Wie gesagt: nicht jedem Radaktivisten mag das schmecken – mir schon. Beim zweiten Mal noch viel besser als beim ersten Mal.

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Eigentlich wollte ich aber endlich mal auf ein tolles Buch aufmerksam machen, das ich mir 2014 schon besorgt hatte, in der Ausstellung »Das Fahrrad« im Museum für Arbeit in Hamburg, zu der ich anno dazumal mit dem Renner von Würzburg aus fuhr. »Die Philosophie des Radfahrens«, ein Reader, herausgegeben von Jesús Ilundáin-Agurruza, Michael W. Austin (und Peter Reichenbach für die deutsche Ausgabe), ist das Buch, das in die Fahrradbibliothek gehört, wenn dort nur Platz für ein einziges Buch sein sollte. In 15 Texten werden so gut wie alle Aspekte des Radfahrens durchleuchtet – auch philosophisch, aber genauso auch subjektiv oder technisch. Wie man einen Platten flickt oder einen Schaltzug wechselt, weiss man nach der Lektüre zwar nicht, aber den Zauber des Radfahrens (und politische Begleiterscheinungen, etwa »Critical Mass«) findet man selten auf so vielfältige Art und Weise beleuchtet. Natürlich kann der Antagonist zum Fahrrad, das Auto, nicht unerwähnt bleiben – aber ebenfalls nicht als Ursache, sondern als Symptom einer zerstörerischen Mentalität:

»Dass wir die Bewegung haben, ohne uns zu bewegen: Kein Traum hat uns mehr berauscht als dieser; kein Traum hat stärker alle Bereiche unseres individuellen und gesellschaftlichen Lebens durchdrungen, seit wir vom Fahrrad umgestiegen sind ins Auto. Kein Traum hat zu mehr Unfällen geführt und uns auf solch fatale Weise gelehrt, was Träume schon immer sind: potenzielle Albträume.
Hier sind nicht die Verkehrsunfälle gemeint, so bedauerlich sie auch sein mögen. Nein. Es geht um ein Denken, das an die Möglichkeit glaubt, die eine Seite der Gleichung haben zu können ohne die andere, ein Stück ohne sein Gegenstück. Es geht um das besondere, technische Verhältnis zur Welt, dem ein Mensch schnell erlegen ist, der die Erfahrung gemacht hat von Bewegung ohne Strampelei. Ja, doch. Etwas davon liegt den ethnischen und politischen Säuberungen zugrunde, die das 20. Jahrhundert als das Jahrhundert der totalen Mobilisierung, Motorisierung und Maschinisierung zu einem Jahrhundert des Schreckens haben werden lassen. Immer stand hinter diesen Säuberungen der Versuch, ohne das Gegenstück auszukommen, das als entbehrlich ausgeschieden wurde. Das vermeintlich Eigene ohne Beimischung von Fremdem (Nationalsozialismus), das Gleiche ohne die Abweichung des Anderen (Stalinismus, Maoismus): Machbar, sagte sich die technisch berauschte Fantasie und machte sich an ihr tödliches Werk.«
(Maximilian Probst: »Der Drahtesel – die letzte humane Technik«, hier S. 28 f.)

Keine Sorge: Es geht nicht nur so düster zu wie in diesem Zitat – aber eben auch. Und völlig zu Recht. Mag das Radfahren, objektiv betrachtet, zuallererst eine Form der Fortbewegung unter vielen sein, eine Wahlmöglichkeit unter mehreren, eine individuelle Entscheidung: Zumindest in Deutschland, in Städten wie etwa Würzburg, ist es gleichzeitig der Verzicht auf Annehmlichkeiten und Komfort (und teilweise auch auf Sicherheit, das Recht auf körperliche Unversehrtheit etc.), der nichts mit den technischen Charakteristika des jeweiligen Fahrzeugs (Fahrrad oder Auto) zu tun hat, viel aber mit einer über die Jahrzehnte fehlgeleiteten Entwicklung, an deren aktuellem Ende »Mensch plus Auto« das Maß aller Dinge ist und das im öffentlichen Raum herumstehende Auto mehr Gewicht hat als Kinder und Senioren, Spiel und Bewegung, Luftreinhaltung und Lärmschutz. Wenn es stimmt, dass 10% der weltweit zugelassenen Fahrzeuge in Deutschland (die meiste Zeit) herumstehen (Quelle hier – kann das stimmen?), und das bei gerade mal ca. 1% Anteil an der Weltbevölkerung, dann müsste auch dem hartnäckigsten Postfaktiker doch klar werden, dass hier etwas gewaltig in Schieflage ist. Die Entscheidung für das Fahrrad ist zumindest für mich (neben dem blanken hedonistischen Egoismus, der durch die Hochgefühle während und nach dem Touren gefüttert wird) eine klare Entscheidung gegen das Auto – gegen den Verbrennungsmotor sowieso, aber vor allem gegen das überdimensionierte Fahrzeug und seinen inhärenten Konjunktiv, das permanente »hätte, könnte, täte« (es hätte ja regnen/schneien/hageln können, dann könnte man/frau noch ein paar Sachen mehr mitnehmen, da täten ja auch 5 Leute reinpassen, usw. usf.) …
… und so nehmen, neben vereinzelter Kritik am Bestehenden, konsequenterweise auch subjektive Saulus-Paulus-Erlebnisse ihren Raum im Buch ein:

»Interessant an einer Konvertierung, sei sie religiös, politisch oder wie in diesem Fall sportlich, ist, dass du dich einer Reihe neuer Erfahrungen öffnest und die Welt auf eine neue Art und Weise wahrnimmst. Nicht jede dieser Erfahrungen ist durchweg angenehm.
… Aber wie jeder Radfahrer weiß, beginnt etwas Seltsames, je mehr Zeit man auf dem Sattel verbringt. Irgendwie werden der Körper und die Maschine enger miteinander verbunden, das Rad wird zu einer Fortführung des Fahrers. Ein kinästhetischer Sinn wird geweckt. Jetzt, da mein Fahradfahren sehr viel automatisierter ist, erlaubt es mir eine Art meditatives Fahren, und ich kann Aspekte der Fahrerfahrung genießen, die ich zu Beginn nicht genießen konnte. … Manche dieser Hügel verlangen meinen Oberschenkelmuskeln viel ab, aber dafür bieten sie mir auch eine Schönheit der Natur, die nur darauf wartet, vom Sattel aus bewundert zu werden. Ich genieße auch die Zeit zum Reflektieren, die das Radfahren mir ermöglicht, weit weg von Mobiltelefonen, E-Mail und Internet. …
Wichtiger aber als die Überlegungen zu Trikotfarben oder dem Umgang mit dem Leiden auf dem Fahrrad ist für mich die Tatsache, dass ich als Radfahrer Teil einer Gemeinschaft bin. … Unsere gegenwärtige Kultur … legt die Betonung, wenn es um die eigene Identität geht, eher auf die Individualität als auf die Gemeinschaftlichkeit. Taylor argumentiert, dass eine komplette Definition der Identität einer Person ihren Standpunkt zu moralischen und spirituellen Themen miteinbezieht und dass sie auch Referenzen zu einer Gemeinschaft mit einschließen muss, die sie definiert. … Der wichtige Punkt ist, dass unsere Identitäten sich auch aus den Gemeinschaften, zu denen wir gehören, konstituieren. Die Signifikanz von Gemeinschaft ist weitreichend und etwas, auf das viele Philosophen, sowohl in der Vergangenheit als auch heute, bestehen.«
(Michael W. Austin: »Aus den Schuhen auf den Sattel«, S. 133 ff.)

Ein bunter Strauß an hochkarätigen Texten – und vor wenigen Tagen erst in einer preiswerten Taschenbuchausgabe bei Suhrkamp erschienen, wobei auch die etwas teurere gebundene Ausgabe im Mairisch Verlag noch immer lieferbar ist.

Zu guter Letzt noch ein Tipp für diejenigen, deren Lektürevorliebe eher beim zeitgenössischen (Fahrrad-)Abenteuer liegt: »One Year on a Bike. From Amsterdam to Singapore« heisst der neueste Brocken aus dem Gestalten Verlag. Größer als A4, 2,5 kg schwer und fast 400 Seiten dick ist der Reisebericht des niederländischen Designers Martijn Doolaard, vollgepackt mit tollen Fotos und begleitenden Texten – »ein echtes Trumm«, wie nicht nur der Österreicher, sondern auch der Franke sagen würde. Da kann man/frau sich hineinversenken wie in die Reiseberichte eines Heinrich Horstmann oder der Hoepner-Brüder (deren Trip Doolaard übrigens als hauptsächliche Inspiration zu seiner eigenen Reise nennt). Allerdings taugt das Buch leider nicht für die Gute-Nacht-Lektüre, es sei denn, es soll neben dem Lesevergnügen noch ein Workout für die Arme eingebaut werden. Und noch etwas gefällt mir an diesem Buch leider gar nicht – die Baskerville als Textschrift ist, wie hier ausgeführt, eine Zumutung: der Dick-Dünn-Kontrast ist zu hoch in so kleinen Schriftgraden, als Barockschrift liegt sie zwischen den Renaissance- und den klassizisitischen Schriften, mit deutlicher Tendenz zu letzteren, die ich, als Gestalter, für unattraktiv bei Lesetexten halte, da die Buchstabenformen in kleinen Schriftgraden überwiegend von den breiten Strichen getragen werden, während die dünnen Striche zu verschwinden scheinen. Da sich beide Strichstärken in etwa die Waage halten, resultiert das in »halben« Buchstaben, der Lesefluss verlangsamt sich, die Lektüre wirkt zäh. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau, denn die Textinhalte und die tollen Fotos überzeugen auch mich – da ich in jungen Jahren die Weltreise mit dem Fahrrad versäumt habe, muss ich wohl noch ein paar Jahre warten, bis auch ich endlich einfach losfahren kann, ohne minutiöse Streckenplanung und ohne Zeitlimit (bzw. mit einem sehr großzügig bemessenen) … bis dahin helfen mir solche Bücher, die Zeit zu überbrücken.

Immer wieder stößt man bei der Fahrradliteratur auf diese Einzelgänger, die subjektive Beschreibungen individueller Erlebnisse abliefern – dennoch macht dieser Umstand das Radfahren nicht zu einer solipsistischen Grille, das Schlusswort erhält noch einmal Marc Augé:

»Die Freuden sind also nicht bar jeder Geselligkeit, und darin scheint mir einer der nachhaltigen Vorzüge des Radfahrens zu liegen. Schon in der Legende der Großen des Radsports bewegten uns die wenigen Solidaritätsgesten zwischen den Heroen, die nichts mit Mannschaftsdisziplin zu tun hatten … Unter Radfahrern selbst bescheidensten Niveaus gibt es das Bewusstsein einer gewissen Solidarität, ein Gefühl der Probe und des geteilten Augenblicks, eines gewissen Etwas, das sie von allen anderen unterscheidet und nur ihnen gehört.«
(S. 37 f.)

Genügend Futter also für radfahrende Leseratten, aber nicht die Einladung, sich hermetisch abzuschotten in der eigenen kleinen Welt, denn »das Bewusstsein einer gewissen Solidarität, ein Gefühl der Probe und des geteilten Augenblicks« verbindet mich auch mit allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs – und mit anderen Blogerinnen und Bloggern. Was meine Jahresplanung 2017 betrifft, übergebe ich das Schlusswort gerne an Eva aus Berlin, deren Blog ich immer gerne lese und die mit folgendem Satz auch bei mir den Nagel auf den Kopf trifft: »Im letzten Jahr um diese Zeit habe ich noch brav die Radmarathon-Termine studiert. Inzwischen reizt mich das »unsupported« Rumfahren mit vielen Kilometern am Stück irgendwie mehr.«
Genau: Mich reizen weniger Cyclassics, Velothon oder Schwarzwald Super, sondern die Fahrten nach Hamburg, nach Berlin, in den Schwarzwald … beim Tourenfahren ist schließlich der Weg das Ziel.

Marc Augé:
»Lob des Fahrrads«

C.H.Beck 2016. 104 S. mit 12 Zeichnungen. Gebunden. ISBN 978-3-406-69028-0

J. Ilundáin-Agurruza, M. W. Austin, Peter Reichenbach (Hg.):
»Die Philosophie des Radfahrens«

208 S. Gebundene Ausgabe bei Mairisch (2013), Taschenbuch bei Suhrkamp (2017)

Martijn Doolaard:
»One Year on a Bike. From Amsterdam to Singapore«
Gestalten 2017. 368 Seiten. Englisch, Durchgängig bebildert. ISBN 978-3-89955-906-4

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3 Gedanken zu “Lektüre

  1. Uff! Lektüre über Lektüre. Aber, nachdem ich mich durchgearbeitet habe, freue ich mich über soviel Informationen und Anregungen. Besonders der Augé reizt mich. Die Zitate machen Lust auf mehr, auf die kompletten 104 Seiten. DANKE

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  2. Vielen Dank für die Lektüreverschläge. Von Marc Augé hatte ich schon gehört, von den beiden anderen bisher noch nicht. Ich glaube, die werden auch meinen Lesegeschmack treffen. Schön auch, Dein typografischer Hinweis zum dritten Buch. Bin gespannt, wie ich dies empfinde …

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  3. „Die Frage ist nicht die Entfernung, die Geschwindigkeit und die Höhe – es ist eine Frage meiner Standhaftigkeit und der Wunsch, diese immer wieder zu testen.“
    Philosophie des Radfahrens – möchte ich mal als Zitat gern hier ergänzen – ein unbedingt lesenswertes Buch

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