Alltag, Dialog, Fotografie, Frust, Würzburg

Nur eine Generationenfrage, oder …

… steckt doch mehr dahinter? Daniel aus Osnabrück hat einmal mehr eine Ursache benannt für die aktuelle, scheinbare Stagnation im Hinblick auf die Mobilitätswende – und die damit einhergehende unangemessene Planung und Umsetzung von Verkehrswegen für andere Fortbewegungsarten als den MIV. Aber ist das nur eine Generationenfrage?

Ole Kreins, Berliner SPD-Abgeordneter, hat mit der Aussage, nach dem Fehler der autogerechten Stadt dürfe man jetzt nicht den Fehler der fahrradgerechten Stadt begehen, doch für einiges Kopfschütteln gesorgt. Da Kreins elf Jahre jünger als ich ist, scheint mir der Bullshit, den er da von sich gegeben hat, aber nicht zwingend älteren Generationen vorbehalten.

Es stimmt, dass immer weniger junge Menschen die Anschaffung eines eigenen Autos als unabdingbar sehen – im Gegensatz etwa noch zu meiner Generation (mein erstes Auto etwa stand schon vor meiner Führerscheinprüfung 1986 zugelassen auf dem elterlichen Hof). Aber es gibt immer noch genügend Nachwuchs, der Mobilität mit Auto fahren gleichsetzt, und er ist keinen Deut besser als die Generationen vor ihm. Zwei Fotos der letzten Monate aus meiner unmittelbaren Nachbarschaft dazu:

11. Juni, kurz nach 18 Uhr. Auf dem Weg zum Lebensmittelkauf fällt mir ein weißer Audi auf, der an der Ecke Kliebertstraße parkt: die Stelle habe ich schon einmal erwähnt, weil sich dort Falschparker besonders hartnäckig breitmachten – bis die Stadt dann endlich vor ein paar Wochen die Holz-Poller angebracht hat. Umso erstaunlicher, dass auch das offensichtlich völlig zwecklos war. Vor dem Audi eine junge Dame, na gut, geh’ ich eben erstmal einkaufen und schaue dann, ob sie immer noch da steht. Auf dem Rückweg (also mind. 10 Minuten später) dann: die junge Dame sitzt im Auto und spielt am Smartphone (nicht im Bild), derweil ein hinzugekommener Begleiter rauchend am Auto steht. Das muss ich dann doch mal mit einem Foto dokumentieren …

11. Juni, kurz nach 18 Uhr. Auf dem Weg zum Lebensmittelkauf fällt mir ein weißer Audi auf, der an der Ecke Kliebertstraße parkt: diese Stelle habe ich schon einmal erwähnt, weil sich dort Falschparker besonders hartnäckig breitmachten – bis die Stadt dann endlich vor ein paar Wochen diese Holz-Poller angebracht hat. Umso erstaunlicher, dass auch das offensichtlich völlig zwecklos war. Vor dem Audi eine junge Dame, na gut, geh’ ich eben erstmal einkaufen und schaue dann, ob sie immer noch da steht. Auf dem Rückweg (also gute 10 Minuten später) dann: die junge Dame sitzt im Auto und spielt am Smartphone (nicht im Bild), derweil ein hinzugekommener Begleiter rauchend am Auto steht. Das muss ich dann doch mal mit einem Foto dokumentieren …

21. Februar, kurz nach 13 Uhr. Emil und ich kommen auf unserem Heimweg die Valentin-Becker-Straße hoch, da erklimmt vor uns ein roter Mini-SUV das Trottoir, der Fahrer steigt aus und schließt ab. Ich spreche ihn an und teile ihm mit, dass hier ein Gehweg ist und so bestimmt kein Kinderwagen oder Rollator mehr vorbeipasst. Das interessiert ihn jedoch gar nicht, er geht davon und stellt sich vor Hermkes Romanboutique auf (grünes Gebäude rechts, rechte Hälfte mit dem Spiderman davor), zündet sich eine Zigarette an. Ich mache ein Foto so, dass ich ihn mit im Bild habe und er auch gut sehen kann, dass ich die Szene fotografiere. Juckt ihn nicht. (Anmerkung: In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei Seniorenwohnheime, das Gehwegstück, das er blockiert, ist Hauptroute der Fußgänger sowohl zur Bushaltestelle als auch zum Park im Hintergrund).

21. Februar, kurz nach 13 Uhr. Emil und ich kommen auf unserem Heimweg die Valentin-Becker-Straße hoch, da erklimmt vor uns ein roter Mini-SUV das Trottoir, der Fahrer steigt aus und schließt ab. Ich spreche ihn an und teile ihm mit, dass hier ein Gehweg ist und so bestimmt kein Kinderwagen oder Rollator mehr vorbeipasst. Das interessiert ihn jedoch gar nicht, er geht davon und stellt sich vor Hermkes Romanboutique auf (grünes Gebäude rechts, rechte Hälfte mit dem Spiderman davor), zündet sich eine Zigarette an. Ich mache ein Foto so, dass ich ihn mit im Bild habe und er auch gut sehen kann, dass ich die Szene fotografiere. Juckt ihn nicht. (Anmerkung: In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei Seniorenwohnheime, das Gehwegstück, das er blockiert, ist Hauptroute der Fußgänger sowohl zur Bushaltestelle als auch zum Park im Hintergrund).

23. Januar, kurz nach 14 Uhr. Der Radweg in der Valentin-Becker-Straße (stadteinwärts) verläuft hier als Hochbordradweg nicht auf der Straße, sondern auf dem halbierten Gehweg und wird permanent zugeparkt und blockiert – und das will ich nicht als Schuld der Einzelhändler gewertet wissen, sondern ihrer Kunden – korrekt wäre das Parken auf der Straße, welches aber hier (siehe Schild) definitiv nicht erlaubt ist, schon gar nicht gegen die Fahrtrichtung. Aber es ist das permanente »noch schnell (!) was erledigen«-Gekaspere der Egoisten, das zu permanent unschönen Situationen für alle anderen führt. Welche? Bitte genau hinschauen, ich zeige gerne einen vergrößerten Ausschnitt, …

23. Januar, kurz nach 14 Uhr. Der Radweg in der Valentin-Becker-Straße (stadteinwärts) verläuft hier als Hochbordradweg nicht auf der Straße, sondern auf dem halbierten Gehweg und wird permanent zugeparkt und blockiert – und das will ich nicht als Schuld der Einzelhändler gewertet wissen, sondern ihrer Kunden – korrekt wäre das Parken auf der Straße, welches aber hier (siehe Schild) definitiv nicht erlaubt ist, schon gar nicht gegen die Fahrtrichtung. Aber es ist das permanente »noch schnell (!) was erledigen«-Gekaspere der Egoisten, das zu permanent unschönen Situationen für alle anderen führt. Welche? Bitte genau hinschauen, ich zeige gerne einen vergrößerten Ausschnitt, …

… wo man sehr, sehr schön erkennen kann, wie der Konflikt zwischen Fußgänger und Radfahrer auf Höhe der Mercedes-Limousine quasi schon vorprogrammiert ist. Beide bewegen sich aber – vermutlich –gewohnheitsmäßig eh schon defensiv auf den ihnen zugewiesenen Spuren, weil ja überall dem Auto entweder von vornherein absolute Priorität eingeräumt wird oder sich die ganz hartgesottenen Autodeppen dann eben den nicht zugewiesenen Raum selbst aneignen. So wie hier – und immer nach dem gleichen Muster: Wo einer steht, stellen sich gleich noch ein paar mehr dazu, und stellt sich einer auf den Radweg, machen es alle nach. Senioren, Studenten und Kinder, die in dieser Gegend zu Fuß oder auch mit dem Rad unterwegs sind, sollen doch sehen, wo sie bleiben …

… wo man sehr, sehr schön erkennen kann, wie der Konflikt zwischen Fußgänger und Radfahrer auf Höhe der Mercedes-Limousine quasi schon vorprogrammiert ist. Beide bewegen sich aber – vermutlich – gewohnheitsmäßig eh schon defensiv auf den ihnen zugewiesenen Spuren, weil ja überall dem Auto entweder von vornherein absolute Priorität eingeräumt wird oder sich die ganz hartgesottenen Autodeppen dann eben den nicht zugewiesenen Raum selbst aneignen. So wie hier – und immer nach dem gleichen Muster: Wo einer steht, stellen sich gleich noch ein paar mehr dazu, und stellt sich einer auf den Radweg, machen es alle nach. Senioren, Studenten und Kinder, die in dieser Gegend zu Fuß oder auch mit dem Rad unterwegs sind, sollen doch sehen, wo sie bleiben …

Die Frage, ob es nun zu viele Autos oder zu wenig Parkplätze gibt, kann jeder für sich selbst beantworten. Die Antwort der älteren Generation ist natürlich am berechenbarsten: Stadträtin Charlotte Schloßarek etwa ließ sich kürzlich mal wieder zum Thema Parkplätze in der Innenstadt aus, ähnlich niveauvoll wie Kreins zur »fahrradgerechten Stadt«. Ein zentrales städtisches Areal, das ehemalige Mozartgymnasium (aktuell Central Programmkino) samt benachbartem Parkplatz, soll umgestaltet werden. Es liegt zwischen der neuen, kleinsten Fußgängerzone Würzburgs und der ebenfalls neuen, aber etwas aufwändigeren Umgestaltung von Eichhorn- und Spiegelstraße (ebenfalls zur Fußgängerzone, anschließend an die bestehende in der Schönbornstraße resp. Marktplatz). Das sog. bürgerliche Lager befürwortet den Abriss des denkmalgeschützten Schulgebäudes und träumt von Einzelhandelsflächen, stockwerkweise in vermutlich irgendeinem Mall-Monster, unterkellert mit 450 Parkplätzen (immerhin soll das Blech in die Tiefgarage). Denn Parkplätze sind ja beim Umbau von Eichhorn- und Spiegelstraße weggefallen – O-Ton Schloßarek: »In der Eichhornstraße mussten wir zugunsten der Fußgängerzone auf viele Parkplätze verzichten. Wir hoffen, dass wir das mit dem neuen Areal ausgleichen können.« Viele, viele Parkplätze sind weg (und für jeden gestrichenen Parkplatz stirbt irgendwo ein unschuldiger Einzelhändler, oder so …). In Google Earth habe ich mir das angeschaut, großzügig die Falschparker miteingerechnet plus (nicht betroffene) Nebenstraßen, und bin bei etwa 50 Parkplätzen gelandet – aber wieviele genau es waren, die »zugunsten der Fußgängerzone« wegfielen, sagte uns die gleiche Zeitung schon im September 2014, zusammen mit Stadtbaurat Christian Baumgart:

Dadurch fallen dort zwar fünf Parkplätze sowie 18 weitere in der östlichen Eichhornstraße weg, doch diese stehen laut Baumgart in keinem Verhältnis zum Parksuchverkehr, den diese 23 Stellplätze auslösen: 5000 Autos müssten die Anwohner täglich ertragen. Baumgart: »Das ist aberwitzig.«

Genau: »Aberwitzig« … und das scheint mir noch stark untertrieben.

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Ein Gedanke zu “Nur eine Generationenfrage, oder …

  1. Aljoscha Labeille schreibt:

    Ein schöner Artikel !

    Was das ständige Falschparken und damit Behindern anderer in Würzburg angeht:
    Man kann den Täter durch einen „Parke nicht auf unseren Wegen“-Aufkleber auf der Scheibe (nicht auf den Lack!) darauf hinweisen und er hat beim Entfernen etwas Zeit über sein Verhalten gegenüber Eltern, Rollstuhlfahrern, Radfahrern und Fußgängern nachzudenken.
    Die Aufkleber gibts hier: https://www.vcd.org/shop/katalog/details.php?x=1&artikelnummer=4101&rubrik=13
    oder über den VCD Kreisverband.

    Zudem gibt es ja noch Wegeheld, eine App in der man solche Idioten an den Pranger stellen kann.

    EIGENTLICH wäre die Verfolgung der Täter Aufgabe der Stadt. Da ist man dann halt wieder bei der typischen Würzburger Autogeilheit und daher fehlt dem Ordnungsamt leider offensichtlich der Mut, hier was zu tun. Selbst fotodokumentierte Anzeigen werden nach Aussage des Ordnungsamts nicht weiterverfolgt.

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