… steckt doch mehr dahinter? Daniel aus Osnabrück hat einmal mehr eine Ursache benannt für die aktuelle, scheinbare Stagnation im Hinblick auf die Mobilitätswende – und die damit einhergehende unangemessene Planung und Umsetzung von Verkehrswegen für andere Fortbewegungsarten als den MIV. Aber ist das nur eine Generationenfrage?
Ole Kreins, Berliner SPD-Abgeordneter, hat mit der Aussage, nach dem Fehler der autogerechten Stadt dürfe man jetzt nicht den Fehler der fahrradgerechten Stadt begehen, doch für einiges Kopfschütteln gesorgt. Da Kreins elf Jahre jünger als ich ist, scheint mir der Bullshit, den er da von sich gegeben hat, aber nicht zwingend älteren Generationen vorbehalten.
Es stimmt, dass immer weniger junge Menschen die Anschaffung eines eigenen Autos als unabdingbar sehen – im Gegensatz etwa noch zu meiner Generation (mein erstes Auto etwa stand schon vor meiner Führerscheinprüfung 1986 zugelassen auf dem elterlichen Hof). Aber es gibt immer noch genügend Nachwuchs, der Mobilität mit Auto fahren gleichsetzt, und er ist keinen Deut besser als die Generationen vor ihm. Zwei Fotos der letzten Monate aus meiner unmittelbaren Nachbarschaft dazu:
Die Frage, ob es nun zu viele Autos oder zu wenig Parkplätze gibt, kann jeder für sich selbst beantworten. Die Antwort der älteren Generation ist natürlich am berechenbarsten: Stadträtin Charlotte Schloßarek etwa ließ sich kürzlich mal wieder zum Thema Parkplätze in der Innenstadt aus, ähnlich niveauvoll wie Kreins zur »fahrradgerechten Stadt«. Ein zentrales städtisches Areal, das ehemalige Mozartgymnasium (aktuell Central Programmkino) samt benachbartem Parkplatz, soll umgestaltet werden. Es liegt zwischen der neuen, kleinsten Fußgängerzone Würzburgs und der ebenfalls neuen, aber etwas aufwändigeren Umgestaltung von Eichhorn- und Spiegelstraße (ebenfalls zur Fußgängerzone, anschließend an die bestehende in der Schönbornstraße resp. Marktplatz). Das sog. bürgerliche Lager befürwortet den Abriss des denkmalgeschützten Schulgebäudes und träumt von Einzelhandelsflächen, stockwerkweise in vermutlich irgendeinem Mall-Monster, unterkellert mit 450 Parkplätzen (immerhin soll das Blech in die Tiefgarage). Denn Parkplätze sind ja beim Umbau von Eichhorn- und Spiegelstraße weggefallen – O-Ton Schloßarek: »In der Eichhornstraße mussten wir zugunsten der Fußgängerzone auf viele Parkplätze verzichten. Wir hoffen, dass wir das mit dem neuen Areal ausgleichen können.« Viele, viele Parkplätze sind weg (und für jeden gestrichenen Parkplatz stirbt irgendwo ein unschuldiger Einzelhändler, oder so …). In Google Earth habe ich mir das angeschaut, großzügig die Falschparker miteingerechnet plus (nicht betroffene) Nebenstraßen, und bin bei etwa 50 Parkplätzen gelandet – aber wieviele genau es waren, die »zugunsten der Fußgängerzone« wegfielen, sagte uns die gleiche Zeitung schon im September 2014, zusammen mit Stadtbaurat Christian Baumgart:
Dadurch fallen dort zwar fünf Parkplätze sowie 18 weitere in der östlichen Eichhornstraße weg, doch diese stehen laut Baumgart in keinem Verhältnis zum Parksuchverkehr, den diese 23 Stellplätze auslösen: 5000 Autos müssten die Anwohner täglich ertragen. Baumgart: »Das ist aberwitzig.«
Genau: »Aberwitzig« … und das scheint mir noch stark untertrieben.
Ein schöner Artikel !
Was das ständige Falschparken und damit Behindern anderer in Würzburg angeht:
Man kann den Täter durch einen „Parke nicht auf unseren Wegen“-Aufkleber auf der Scheibe (nicht auf den Lack!) darauf hinweisen und er hat beim Entfernen etwas Zeit über sein Verhalten gegenüber Eltern, Rollstuhlfahrern, Radfahrern und Fußgängern nachzudenken.
Die Aufkleber gibts hier: https://www.vcd.org/shop/katalog/details.php?x=1&artikelnummer=4101&rubrik=13
oder über den VCD Kreisverband.
Zudem gibt es ja noch Wegeheld, eine App in der man solche Idioten an den Pranger stellen kann.
EIGENTLICH wäre die Verfolgung der Täter Aufgabe der Stadt. Da ist man dann halt wieder bei der typischen Würzburger Autogeilheit und daher fehlt dem Ordnungsamt leider offensichtlich der Mut, hier was zu tun. Selbst fotodokumentierte Anzeigen werden nach Aussage des Ordnungsamts nicht weiterverfolgt.
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